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»Aber die meisten Menschen spazieren in Paris herum, wie sie es-
sen, wie sie leben - nämlich ohne sich etwas dabei zu denken«,
konstatierte der Schriftsteller Honoré de Balzac einmal. »Oh! In
Paris herumstreifen - anbetungswürdiges und köstliches Dasein.
Flanieren ist eine Wissenschaft, ist die Feinschmeckerei des Auges.
Spazieren gehen ist vegetieren; Flanieren ist leben.«
Eine kurze Geschichte des Gesprächs
Es ist ein Missverständnis, eine Plauderei einfach abzutun. Sowohl
der englische Small Talk als auch die französische Kunst der Kon-
versation sind nicht zu unterschätzen. Der Preis für die Leichtig-
keit ist allerdings auch eine gewisse Unverbindlichkeit. Deutsche
verwechseln diese oft mit Oberlächlichkeit und wenden sich ent-
täuscht ab. Aber es ist gar nicht so einfach, einen ganzen Abend
unverbindlich zu bleiben. Schließlich steht dahinter das hehre Ziel,
das Gegenüber und sich selbst vor jeder Bloßstellung zu bewah-
ren. Deswegen darf eine Konversation auf keinen Fall in eine Mei-
nungsverschiedenheit oder gar in einen Streit ausarten.
Die Deutschen jedoch, so Madame de Staël, »vernehmen kein
Wort, ohne etwas daraus zu folgern, und noch weniger begreifen
sie, wie man die Rede als eine freie Kunst behandeln könne, die kei-
nen andern Zweck hat, als das Vergnügen, das man darin indet«.
Der Skepsis des Nachbarvolkes gegenüber dem Geplauder begeg-
net sie deshalb mit unüberhörbarem Unbehagen: »Sie wollen um
jeden Preis ein ernstes Ergebnis. Dabei wurde einmal gesagt: die
Unterhaltung sei nicht ein Weg, der nach Hause führe, wohl aber
ein Pfad, auf welchem man sich auf gut Glück ergeht.«
Die Kommunikation mit Ausländern scheitert so oft, weil gerade
die Deutschen diese Unverbindlichkeit gleich persönlich nehmen.
Sie vermuten Desinteresse an ihrer Person oder, noch schlimmer,
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