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»Aber«, indet der Verleger, »Bayern ist auch deshalb so schön, weil
es diese verkrusteten Strukturen gibt.« Wer den Volksstamm der
Bayern besucht, sollte daran denken, dass es ihm ähnlich geht wie
dem Ethnologen in Afrika: Würde es der Ethnologe wagen, den
im Urwald lebenden Eingeborenen zu verbieten, halbnackt her-
umzulaufen oder Affenleisch zu essen? Aus diesem Vergleich kann
man lernen, dass es nur hölich ist, die Sitzordnung in der katho-
lischen Kirche in Bayern nicht ändern zu wollen, auch wenn die
Frauen links sitzen, getrennt von den rechts platzierten Männern
und dies dem einen oder anderen nicht im Einklang mit neuesten
feministischen Erkenntnissen zu sein scheint. Der Bayer empin-
det es als Einmischung und Respektlosigkeit, wenn ein nicht zum
Volksstamm Gehörender solche althergebrachten Traditionen ab-
schaffen will.
Auch ziemt es sich nicht, während einer der vielen katholischen
Prozessionen, die jedes Jahr durch bayerische Dörfer ziehen, das
falsche Benimm an den Tag zu legen: Der höliche Reisende tritt
bitte einen Schritt von der Straße weg und nimmt, falls er einen
trägt, den Hut ab. Sollte er gerade rauchen, löscht er die Zigaret-
te und steckt auch die Pfeife weg. Er kaut nicht Kaugummi und
bemüht sich, nicht gar zu neugierig zu schauen. Es empiehlt sich
ein neutraler bis freundlicher Gesichtsausdruck. Aber Achtung: Zu
viel Heiterkeit im Blick könnte auch so gedeutet werden, dass der
Fremde die Teilnehmer der Prozession verlacht. Stellen Sie sich an-
gemessen gerade hin und schauen Sie angemessen. Fordern Sie Ihre
pubertierenden Kinder, sollten Sie welche haben, dazu auf, nicht
wie ein Schluck Wasser in der Kurve am Gartenzaun zu hängen.
Sprechen Sie gar nicht oder höchstens gedämpft. Dann sollten Sie
diese Prozession als interessantes Ereignis erleben und für die Dauer
Ihres Aufenthalts unter himmlischem Schutz stehen.
Schlau und angemessen verhält sich zudem, wer in dem Dorf, in das
er gerade gezogen ist oder in dem er Urlaub macht, jeden vorbeifah-
