Travel Reference
In-Depth Information
pirschen, rumgankerln, betäuben - und dann unverbindlich die
Sau rauslassen«, erläutert meine Informantin aus dem Pfaffenwin-
kel den Ablauf einer traditionell bayerischen Wiesn-Affäre.
Von einem bei der Balz ausgesprochen nützlichen Brauch, der sich
erst in jüngerer Zeit etabliert hat, berichtet die Münchner Autorin
Bettina Plecher: Trägt etwa eine Frau eine Dirndlschürze mit einer
rechts gebundenen Schleife, so deute dies der Bayer so, dass das
Objekt seiner Lust bereits vergeben ist und wird die Finger von
ihr lassen. Links gebundene Schleifen dagegen laden zum Flirt ein,
denn ihre Trägerin drückt damit aus, dass sie noch zu erobern ist.
Hinter dem Rücken verschnürte Schleifen weisen ihre Trägerinnen
als Witwen aus. In der Mitte gebundene Schleifen dagegen werden
regional unterschiedlich interpretiert: Erkennt man im einen Dorf
an dieser Art zu binden die Jungfrau, so kann es woanders auch
heißen »Ich bin offen für alles«. Die Tätigkeit des Beischlafs wird
auch als »schnaxeln« bezeichnet.
Ein Blick in den Kleiderschrank - Cordwadl-
strumpf versus Wanderer-Hightech
Wie bei allen Eingeborenenstämmen kommt der Kleidung auch
in Bayern eine wichtige Signalfunktion zu. Wer auf dieser Meta-
ebene Fehler macht, erntet schnell Verachtung und landet in der
Isolation. Der Bayer ist nämlich ein Meister der Ausgrenzung. Als
Urlauber sollte man es also tunlichst vermeiden, kleidungsmäßig
allzu große Risiken einzugehen. Obwohl sie sich mittlerweile auf
der ganzen Welt größter Beliebtheit erfreuen, sind die sogenannten
»Oktoberfest-Dirndl« in ganz Bayern verpönt. »Wer mit so etwas
daherkommt, wird ausgelacht«, erklärt der Heimatpleger Beni Ei-
senburg. Zwar seien die klassischen Dirndl von Schnitt und Farb-
gebung her auch sehr vielfältig, aber die Oktoberfest-Dirndl »sind
so krachert in den Farben. Und ziemlich typisch ist auch, dass die
Search WWH ::




Custom Search