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einem Fremden einen Gefallen getan, woraufhin dieser »Danke
schön« gesagt habe. Die Antwort der Bäuerin sei deftig ausgefallen:
»Auf dein Dankschön ist g'schissn, ein Vergelt's Gott möcht' ich
hören!« In der Religion verhaftete Menschen legen Wert auf einen
katholisch, um nicht zu sagen »göttlich« abgefederten Dank. Heute
ist es so, dass man eher »Vergelt's Gott« verwendet, wenn man eine
Sache erhält. Für eine Dienstleistung oder eine kleinere Hilfestel-
lung aber sagt man »Dankschön«.
Eine andere, jüngere Form des Danksagens hat sich in Oberbay-
ern mit dem Wort »Merci« eingebürgert (die Betonung liegt im
Bairischen anders als im Französischen auf der ersten Silbe). Vor
allem in der Weltstadt München wird eifrigst »gemerciet«. Diese
Gewohnheit ist ein Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert, einer
Zeit, in der Französisch als Modesprache galt, so wie heute das
Englische. Es gibt noch weitere französische Einsprengsel, die sich
im Bairischen gehalten haben, so etwa die Wörter »Portemonnaie«,
»Biflamott« bzw. »Böflamott« - also eigentlich »Bœuf à la Mode«
(ein gespicktes und mariniertes Rindleisch) und »Trottoir«. Der
Lenker am Fahrrad wird von manchen Urbayern noch als »Balan-
ce« bezeichnet.
Der Nicht-Bayer sollte sich bei seinem Aufenthalt im Land der
Weißwurst stets und unter allen Umständen vergegenwärtigen,
dass er es bei den Ureinwohnern nicht mit Deutschen, sondern mit
Bayern zu tun hat. Mithin sich auf dem Gebiet eines Volksstam-
mes beindet, der eine eigene Sprache spricht. Malen Sie sich bitte
folgende Situation vor Ihrem geistigen Auge aus: Ein Eingeborener
spricht einen Satz in der bairischen Landessprache. Der ihm gegen-
überstehende Fremde glaubt, einen grammatikalischen Fehler ver-
nommen zu haben. Soll er korrigierend eingreifen? Nein! Denn es
handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um einen Fehler,
sondern um mit preußischer Korrektheit ausgesprochenes Bairisch.
Den Einheimischen jetzt zu berichtigen, wäre nicht nur unhölich,
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