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überliefert, der einer jungen Dame den Hof macht. Als alle Versu-
che scheitern, der Dame näherzukommen, klemmt er sein Taschen-
tuch unter die Achseln und wedelt ihr dieses beim Tanz galant um
die Nase. Waren alle anderen Versuche zuvor vergeblich, führte das
Hinterlassen der eigenen Duftmarke schließlich zum Erfolg.
Zum Abschluss noch ein Wort zur Hygiene in Versailles, das stets her-
vorgekramt wird, um die unterirdischen Zustände zu beschreiben: So
schlimm war es gar nicht! Denn mit fortschreitender Zeit verbesserten
sich auch die Vorschriften zur Sauberkeit in Versailles: Noch kurz vor
seinen Tod verfügte Ludwig XIV., dass ab sofort die Fäkalien in den
Korridoren des Schlosses nunmehr jede Woche entfernt würden.
Die konventionelle Überlüssigkeitserklärung -
Das Parfüm der Kultivierten
Schöner Schein und weniger schönes Sein, das schien Hygiene und
Hölichkeit gleichermaßen zu beschäftigen. An den Königshöfen Eu-
ropas existierte Parfüm gleich in zweifacher Ausführung. Einmal, um
die natürlichen Düfte des Körpers zu überdecken, und einmal, um
seinen Mitmenschen zu demonstrieren, dass man sich vom Despo-
tismus der Begierden befreit hatte und ein kultivierter Mensch war.
Kein Wasser für den Körper, kein Wasser für den zwischenmenschli-
chen Umgang. Wasser für den zwischenmenschlichen Umgang? Das
bedeutete für die Hölinge in etwa das, was wir heute unter Authen-
tizität oder Ehrlichkeit verstehen. Für den parfümierten Menschen
des wasserlosen Zeitalters geradezu eine Horrorvorstellung. Das zu
sagen, was man denkt? Einblick in sein Inneres gewähren, wer käme
denn auf solch eine Idee? Um Gottes willen!
Der Schein bleibt Schein und das ist auch gut so! Im Umgang mit
dem schönen Schein scheinen gerade wir Deutschen nicht die Ge-
schicktesten zu sein. Wenn man Menschen aus anderen Kulturen
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