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punkt nehmen. Von den Hofärzten wurde das Baden als mindes-
tens überlüssig, wenn nicht sogar als schädlich angesehen: Durch
das Bad würde der Kopf mit Dämpfen gefüllt, die die Feinde der
Nervenzellen seien und oftmals der Gicht Vorschub leisteten.
Wenn überhaupt etwas mit Wasser in Berührung kommen sollte,
dann ausschließlich solche Stellen, die nicht von Kleidung bedeckt
waren, wie Teile des Gesichtes und die Finger. Der Rest des Körpers
sollte von Wasser ferngehalten werden, was allerdings Elisabeth I.,
Königin von England, nicht davon abhielt, einmal im Monat zu
baden, ob es nötig war oder nicht, wie sie selbst zu Protokoll gab.
Auch Ludwig XIII. erwischte es schließlich im Alter von sieben Jah-
ren: ein Vollbad mit seiner Schwester, nachdem ihm im Alter von
fünf Jahren bereits die Beine gewaschen worden waren.
Ab dem 17. Jahrhundert hält dann, insbesondere in aristokrati-
schen Haushalten, ein Stoff Einzug, der, so scheint es, das Was-
ser als Waschmittel endgültig verdrängt: Das weiße Leinenhemd.
Hatte das Wasser die unangenehme Eigenschaft, in die Poren der
Haut einzudringen und Krankheiten zu übertragen, besaß das wei-
ße Leinenhemd die herausragende Eigenschaft, den Schmutz aus
den Poren zu ziehen und den Schweiß zu absorbieren. Wo es heute
viele Amerikaner geben soll, die bis zu dreimal am Tag duschen,
wurden damals die Leinenhemden mehrfach täglich aus hygieni-
schen Gründen gewechselt.
Doch es kam noch ein weiterer Grund hinzu: die Unverwechselbar-
keit des eigenen Körpergeruches und die dadurch ausgelöste An-
ziehungskraft auf das andere Geschlecht. So mutet es aus heutiger
Perspektive möglicherweise merkwürdig an, wenn Napoleon seiner
Geliebten ausrichten lässt: »Ich bin morgen wieder in Paris, bit-
te wasch Dich nicht!« Während heute der Duft eines bestimmten
Deos seinem Träger eine größtmögliche Anziehungskraft ermögli-
chen soll, war diese Attraktivität in vergangenen Zeiten dem Ach-
selschweiß geschuldet. So ist die Geschichte eines jungen Mannes
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