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Leben, das wieder begonnen hatte, sich in den öffentlichen Bade-
häusern abzuspielen, brach nahezu vollkommen zusammen. Die
humanitäre Katastrophe löste Panik aus und verschärfte den oh-
nehin weit verbreiteten Aberglauben zusätzlich um ein Vielfaches.
Und so wurde die Suche nach Ursachen für den schwarzen Tod
zur Suche nach Sündenböcken. Neben der allgemeinen Sündhaf-
tigkeit, den Juden oder der Unkeuschheit der Priester wurden ins-
besondere giftigen Gase, die sogenannten Miasmen, welche aus den
Körpern der Inizierten und Verstorbenen ausströmten, für die An-
steckungen verantwortlich gemacht. Trafen die Miasmen - so die
Überzeugung - auf die offenen Hautporen der Gesunden, bestand
eine große Gefahr, sich anzustecken!
Um dies zu verhindern, galt es entweder die Poren zu verschließen
oder den Pesthauch mit noch ätzenderen Gerüchen zu bekämpfen.
So stellte man fest, dass bei Kürschnern und Gerbereien die Anste-
ckungsgefahr geringer war. Für den bestmöglichen Verschluss der
Poren galt der Verzicht auf das Waschen des Körpers als optimale
Lösung. Es begann das wasserlose Zeitalter, dessen Ende die Auto-
rin Katherine Ashenburg in ihrem sehr lesenswerten Buch The dirt
on clean mit der fast euphorischen Kapitelüberschrift »The return
of water - 1750-1815« feiert.
Zu Gast am Hofe - Von Quacksalbern und
Leinenhemden
Doch bevor wir wieder durchatmen können, möchte ich Sie noch
auf einen kleinen Schlossrundgang einladen. Wie heißt es so schön
in einem gelügelten amerikanischen Satz zur europäischen Rein-
lichkeit: »Parfüm? Das ist das, was die Europäer statt Seife benut-
zen!« So ganz falsch ist dieser Satz nicht, zumindest wenn wir dafür
die Zeitspanne zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert als Bezugs-
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