Travel Reference
In-Depth Information
in der Straße befand sich auch der Rinnstein. Ein regelmäßiges
Attribut der Häuser war der stattliche Dunghaufen, der sich vor
dem Tor erhob; auf den Hauptplätzen stand der meist sehr unhy-
gienische Ziehbrunnen. Ferner war es Sitte, alles auf die Gasse zu
werfen: Abfälle, Unrat, tote Tiere. Noch viel lästiger waren aber
die lebenden Tiere, die Ochsen, Kühe, Gänse, Schafe, Schweine,
die in Massen über die Straße getrieben wurden und unaufgefor-
dert in fremde Häuser liefen.«
Es gab bereits in den Häusern Klosetts, die damals allerdings den
schönen Namen »Stankgemächer« trugen und nicht in einem
sehr erfreulichen Zustand waren. Selbiges galt für die öffentli-
chen Klos, die im wahrsten Sinne des Wortes sehr öffentlich wa-
ren. Wer den Vorzug hatte, nicht mit seinen Holzschuhen durch
die städtischen Fäkalien zu stapfen, sondern durch sein Schloss
zu wandeln, der hatte immerhin die Gelegenheit, den offenen
Kamin als Pissoir zu nutzen. Wovon auch leißig Gebrauch ge-
macht wurde. Der christliche Einluss auf das Leben der Men-
schen war zwar immer noch enorm, doch Hardliner wie die hei-
lige Paula von Rom, die ihre Nonnen noch im 4. Jahrhundert
ins Gebet nahm, einen sauberen Körper ebenso zu vermeiden
wie ein sauberes Kleid, gehörten mehr und mehr der Vergangen-
heit an. Seit Beginn der Kreuzzüge ins gelobte Land hatten auch
die nach innerer Reinheit strebenden Christen wieder Gefallen
am Wasser und der äußeren Reinheit gefunden. Zu verdanken
hatten sie dies ihren Rittern, die das türkische Hamam im 11.
Jahrhundert von den Kreuzzügen mitbrachten.
Doch die Freude über den Zuwachs an sinnlichen Freuden währte
nicht ewig. Schuld daran: die Pest, die in den Jahren 1347-1351
wütete und der in dieser Zeit in Europa schätzungsweise 25 Mil-
lionen Menschen zum Opfer ielen. Die Folge: die weitestgehende
Abwesenheit von Wasser und damit unweigerlich verbunden die
Abwesenheit von Sauberkeit und Gesundheit. Das gesellschaftliche
Search WWH ::




Custom Search