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Während in anderen Religionen und Kulturen rituelle Waschun-
gen oder das Ablegen potenziell schmutziger Kleidungsstücke wie
beispielsweise das Ausziehen der Schuhe vor dem Betreten einer
Moschee oder das Anziehen von Toilettenschuhen in Japan selbst-
verständlich sind, wurde alles Körperliche im Christentum bewusst
abgewertet. Wer den Körper plegt, der verschwendet Energie, die
bei der Seelenreinigung fehlt. Wer hingegen den Körper vernach-
lässigte, der demonstrierte, dass er um sein Seelenheil bemüht war.
Während für die meisten anderen Kulturen körperliche Gesund-
heit und Sauberkeit einen Fortschritt darstellten, hielt das christ-
liche Abendland den eigenen Weg für größtmöglichen Fortschritt
für die innere Hygiene, den Seelenfrieden. Mögen die römischen
Aquädukte, Thermen und Fließwasserlatrinen noch so sehr als
Horte der Reinlichkeit und Sauberkeit gerühmt werden, Orte der
symbolischen Seelenreinigung waren sie jedenfalls nicht, sondern
vielmehr der Völlerei und der sexuellen Ausschweifungen! Wer
dem Wasser frönte und lediglich äußerlich zu überzeugen wusste,
der war aus christlicher Sicht vor allem eines: ein armes Sünderlein!
Der schwarze Tod - Wo alles stinkt, riecht keiner
Es stank zum Himmel! Wie man sich Ende des 14. Jahrhunderts
das Straßenbild einer typischen europäischen Stadt vorstellen
konnte, das erfahren wir in einer Schilderung aus Egon Friedells
Kulturgeschichte der Neuzeit mit der schönen Kapitelüberschrift
»Pittoresker Dreck«:
»Die Plasterung war miserabel oder vielmehr so gut wie nicht
vorhanden: man versank in Schmutz und Morast, ohne schwere
hölzerne Überschuhe konnte niemand den Fahrdamm überschrei-
ten. Schornsteine waren unbekannt, die Dachtraufen so primitiv
angelegt, daß sie ihren Inhalt mitten in die Straße ergossen; mitten
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