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christlichen Abendland: Es waren die inneren Werte, die nun die
Herrschaft übernehmen sollten. Seele und Geist hatten sauber und
gesund zu sein, während der Körper, der als Symbol der menschli-
chen Scham ohnehin die zweite Geige spielte, noch weiter an Anse-
hen verlor. Lieber einen schmutzigen Körper als eine dreckige Seele!
So hieß die neue Devise.
Kopfschütteln im Morgenland - Christliche
Schmutzinken
Wollten wir stilecht reisen, bräuchten wir jetzt eigentlich ei-
nen liegenden Teppich. In einem Märchen aus Tausendundeine
Nacht ist die Beobachtung eines arabischen Gärtners überliefert,
der in der christlichen Taufe die Ursache für die Hygienefeind-
lichkeit der Christen sieht: »Sie waschen sich nie, weil ihnen bei
ihrer Geburt hässliche Männer in schwarzen Gewändern Wasser
über den Kopf schütten, begleitet von seltsamen Gesten, befreit
sie das für den Rest ihres Lebens vom Waschen.« So ganz Un-
recht hatte er damit nicht. Dass die Christen dem Wasser immer
skeptischer gegenüberstanden, zeigt das hygienische Diktum des
heiligen Hieronymus aus dem 4. Jahrhundert: »Der hingegen,
der in Christus badet, der braucht Zeit seines Lebens kein zweites
Bad mehr.«
Eine Ganzkörpertaufe im Namen Gottes, wie Jesus sie selbst durch
Johannes den Täufer erfahren hatte, musste für die hygienischen An-
sprüche eines irdischen Lebens reichen. Was es für die eigene Seele
bedeutet, seine Hände in Unschuld zu waschen, dass könne man ja
an Pontius Pilatus ablesen. Und so kann es nicht verwundern, wenn
Mönch Ulrich aus dem Kloster Cluny um 1075 achselzuckend zum
Besten gibt: »Zu unserem Bad kann ich nicht viel sagen, wir baden
nur zweimal im Jahr, vor Weihnachten und vor Ostern.«
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