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lich ehernen Regeln ist mit Distanz zu begegnen. Denn schließlich
und vor allem, sagt Bacon, sollte jede Form des Auftretens nicht so
starr und steif sein, dass der Geist und seine Freiheit eingeengt wer-
den. Sture Regeln wirken immer einengend, sie sind dumm, geist-
los. Und deshalb möchte ich zum Abschluss meiner Ausführungen
dafür plädieren, in Fragen des Betragens die todsicheren Optionen
(Wetter beim Small Talk, weißes Dinner Jacket auf Kreuzfahrtschif-
fen) ein bisschen hintanzustellen und stattdessen »sicheres« lieber
als »authentisches« Benehmen zu verstehen. Dafür brauchen Sie
vor allem: Grazie, Großzügigkeit und Gelassenheit.
»Keep Calm and Carry On« lautet eine andere Umschreibung die-
ses Gemütszustandes, und jener Slogan, berühmt geworden durch
ein Poster der britischen Regierung aus dem Jahre 1939, das die
Moral der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs in Kriegszei-
ten stärken sollte, fasst genau die distanzierte Ungerührtheit der
ironischen Reserve zusammen, die zum mythischen Selbstbild der
Engländer bis heute gehört: »Unshowily brave and just a little stiff,
brewing tea as the bombs fall«, wie der Economist es ausdrückte.
Wer über die Grundhaltung des Gentleman verfügt, braucht auch
nicht jede kleine Regel bis ins Detail zu respektieren - genauso wenig
wie er (oder sie) sich überhaupt sklavisch an Regeln halten wird, die er
(oder sie) bei Bedarf virtuos beherrscht. In diesem Sinne entlasse ich
Sie mit einer zeitlosen Weisheit aus einem weiteren angelsächsischen
Standardwerk, diesmal einer amerikanischen Institution: Tiffany's Ta-
ble Manners For Teenagers . Dieses türkisfarbene Büchlein schließt mit
einer Maxime, die nicht nur Teenager aufatmen lässt. Sie lautet: »So
now that you know the rules you can start breaking them.«
Was sehr richtig ist.
Ich will nur meinerseits noch anfügen: Egal, wie viele Regeln Sie
virtuos brechen - niesen Sie nicht aufs Buffet. Never. Thank you.
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