Travel Reference
In-Depth Information
Tabu mit Blick auf alles, was mit plastischer Chirurgie zu tun hat
- erklärbar aus dem skurrilen Nebeneinander eines quasi-roman-
tischen Ideals von Natürlichkeit und real existierenden, zum Teil
haarsträubenden Gegenbeispielen in sämtlichen Alterskohorten der
Gesellschaft. Alter wird überhaupt zusehends weniger als biologi-
sches Faktum denn als Lebensstil-Option verstanden. Andererseits
jedoch ist nach wie vor Dezenz ein kulturelles Gebot und Distanz,
auch und gerade zum Körperlichen, eine überkulturell gültige
Form des guten Tons. Man könnte es geradezu als anthropologi-
sche Konstante bezeichnen, dass jeder körperliche Vorgang (bis auf
das Atmen), bewusstseinsmäßig kontrollierbar oder nicht, der Re-
gelung durch Manieren unterliegt.
Werfen wir einen Blick in Debrett's New Guide to Etiquette & Mo-
dern Manners , einen Klassiker und wichtigen Referenzpunkt der
angelsächsischen Benimmkodiikation. Dort indet sich zum The-
ma »breast-feeding in public« folgende Aussage: »It is bad manners
to expel any liquid from any oriice in public, and breast-feeding is
no different.« Uns interessiert hier vorzüglich der erste Teil dieses
Statements, mit dem nonchalant im Vorübergehen sozusagen das
Hygiene-Grundgesetz zusammengefasst wird, das sich der Besu-
cher der angelsächsischen Welt mit Vorteil einprägt: Es gehört sich
nicht, irgendeine Körperlüssigkeit aus irgendeiner Körperöffnung
in die Öffentlichkeit zu befördern. (Und in Anwendung dessen,
was die Juristen »teleologische Auslegung« nennen, fallen ohne
Weiteres auch Körpergeräusche unter dieses Verbot.)
Im Einzelnen:
Niesen (und Gesundheitswünsche)
Niesen ist ein Schutzrelex. Um Fremdkörper zu expedieren. Da-
bei entstehen nicht nur in der Nase kurzzeitig Geschwindigkeiten
Search WWH ::




Custom Search