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Wohlstand dieser alten Eliten und auch der Reichtum der neuen
Business-Giganten übertreffen oft das Vermögen des europäischen
Geldadels.
Rahul meint die Verantwortung der Reichen gegenüber den Ar-
men. Sie ist der Grund, warum Betteln in Indien funktioniert; wa-
rum die Agrawals zwölf Bedienstete haben. »Wir kämen auch mit
der Hälfte des Personals gut zurecht«, sagt Rahul. Für zwölf Famili-
en spielt er eine Rolle, die in Deutschland der Staat übernimmt: Er
kümmert sich. Als das Kindermädchen zu erblinden droht, zahlt er
die Operationskosten.
Die Regel ist diese Haltung in Indien keineswegs: Oft arbeiten
Hausangestellte unter unwürdigen Bedingungen, schlafen in mod-
rigen Kellern, verdienen fast nichts. Ja, meint Rahul, das sei furcht-
bar. Dann steht er auf. Seinen Teller räumt er nicht ab. Das unter-
liegt nicht seiner Verantwortung. Und auch nicht der des Gastes.
Straßenverkehr: Mehr als nur aufregend
Wer als Atheist nach Indien geht, so die Redensart, wird als Gläubi-
ger zurückkommen: Der Verkehr wird ihn bekehren.
Wir sitzen zusammengedrängt auf der Rückbank. Der Lastwagen
ist innen und außen bunt angemalt, Muster am Lenkrad, an der
Stoßstange, überall. Der Fahrer, ein junger Typ mit dunkelbrauner
Haut und dunkelblauer Jeans, hupt pausenlos, immer im Rhyth-
mus lang-kurz-kurz-lang. Die Melodie der Warnung. Seine beiden
Kollegen sitzen neben ihm und wippen ihren Kopf im Takt des
Bollywood-Pops, der im Lärm des Motors und der Hupe kaum
zu hören ist. Die Männer liefern Rohre, wir, ein Freund und ich,
brauchten eine Mitfahrgelegenheit. Der Lastwagen kurvt einen
Pass entlang, rechts geht es steil nach unten. Die Leitplanken sind
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