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Indiens Wirtschaft wächst rasant - und mit ihr der Dreck. Die
Umweltverschmutzung ist außer Kontrolle geraten. Der Delhi
School of Economics zufolge wäre Indiens Bruttoinlandsprodukt
um vier Prozentpunkte geringer, wenn man die Umweltschäden
einrechnen würde. Der Fluss Yamuna in Delhi ist so verdreckt, dass
man seine schäumende Brühe sogar auf Satellitenbildern sehen
kann.
Am Ufer steht die Luft, es stinkt bestialisch. Ein Metzger hat sein
Geschäft neben der Brücke, eimerweise kippt er Fleischreste in das
Gewässer. Ganz schwarz ist der Fluss, dicklüssig vom vielen Dreck.
57 Prozent des Stadtmülls landen im Yamuna, außerdem drei Mil-
liarden Liter Abwasser - täglich. Kaum ein Fisch oder anderes Le-
bewesen überlebt.
Delhis Yamuna ist kein Einzelfall: Durchschnittlich enden 80 Pro-
zent des Mülls aus Indiens Großstädten in den Flüssen des Landes.
Messungen zeigen, dass der Gehalt an den gefährlichen fäkalen
Kolibakterien im heiligen Fluss Ganges teilweise 3 000 Prozent
über dem Wert liegt, der für ein sicheres Bad angegeben wird.
Mit 20 Milliarden Rupien (etwa 330 Millionen Euro) hat die Regie-
rung versucht, den Yamuna-Fluss zu reinigen. Neue Kläranlagen wur-
den gebaut. 17 gibt es jetzt in Delhi - fast die Hälfte aller Anlagen
in Indien. Das Wasser wurde davon nicht sauber: Elf Anlagen sind
unterfordert, ein Viertel läuft mit weniger als 30 Prozent Auslastung.
Delhis Abwasser kommt nicht an - die Leitungen sind verstopft. Nur
55 Prozent der 15 Millionen Einwohner Delhis sind an das Klärsystem
der Stadt angeschlossen - und keiner der stetig wachsenden Slums der
Stadt, der 1 500 »ungeplanten Siedlungen«. Indienweit enden zwi-
schen siebzig und achtzig Prozent des Abwassers in Flüssen und Seen.
230 Millionen Menschen leben zurzeit in Indiens Städten - 2030
sollen es doppelt so viele sein. Mit ihnen werden die Müllberge
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