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nichts gegen Gänsefüße und stecke mir eine Zehe nach der ande-
ren in den Mund. Würde mir davor ekeln, stünde ich ebenso we-
nig vor einem Problem. Solange man irgendwie seine Dankbarkeit
zum Ausdruck bringt, ist es nicht unhölich, angebotene Speisen
abzulehnen. Entgegen einem beliebten westlichen Klischee essen
Chinesen nämlich bei Weitem nicht alles und können bei der Aus-
wahl ihrer Speisen durchaus anspruchsvoll sein. Bereits der große
Konfuzius lehnte Fleisch ab, das nicht nach seinen Vorstellungen
geschnitten war oder nicht mit der gewünschten Sauce zubereitet
wurde. Feinschmecker haben also ein anerkanntes Vorbild.
Wem Essen auf den Teller gelegt wird und wer sein Glas nachge-
schenkt bekommt, der sollte in Folge versuchen, von sich aus ak-
tiv zu werden. Man könnte sich bei seinem Gastgeber bedanken,
indem man ihm im Gegenzug ebenfalls eine Delikatesse auf den
Teller legt. Den Gastgeber mit seinen eigenen Speisen zu versor-
gen mag aus westlicher Sicht skurril erscheinen, wird aber in China
durchaus als freundliche Geste verstanden. Europäer empinden
dieses Hin und Her im gegenseitigen Bemühen manchmal als ner-
vige Arbeit, aber da müssen sie durch. Alles andere wäre unhölich.
Raucher haben es in China derzeit noch leichter als Nichtraucher.
Sie können ihren chinesischen Tischfreunden Zigaretten anbieten,
denn Rauchen während des Essens ist in China weit verbreitet und
das Anbieten von Zigaretten eine weitere, häuig gebrauchte Form
der Harmonieförderung. Auch mein Gastgeber raucht während des
Essens und hält mir regelmäßig eine Zigarettenpackung entgegen.
Ich lehne jedes Mal ab.
Auf die Frage nach der Toilette werde ich ums Haus geschickt. Sie
besteht aus einer winzigen, gemauerten Hütte neben einem Gemü-
segarten, mit einer Bretterkonstruktion als Sichtschutz. Seit Kin-
destagen war ich auf keinem Plumpsklo mehr, zum Glück habe
ich ein Taschentuch eingesteckt. In den meisten Reiseführern liest
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