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Beispiel am Ostermontag Väter und Söhne in ordentlichen wei-
ßen Hemden von Haus zu Haus der ihnen bekannten Frauen und
Mädchen und spritzen diese mit parfümiertem Wasser an, wenn
sie die Tür öffnen. »Locsolás«, die Begießung, heißt dieser Brauch,
der seine Wurzeln unverkennbar in einem Fruchtbarkeitsritual hat.
Für die Begossenen bedeutet das »trick or treat«, noch mehr Wasser
oder Bonbons und Geld. Danach verabschieden sich die männli-
chen Besucher mit einem hölichen »Küssdiehand«. Wer als aus-
ländischer Gast bei diesem Spektakel mitmacht, erhält die höheren
ungarischen Weihen.
Jedes Jahr im Sommer indet auf der Werftinsel von Budapest, der
Hajógyári Sziget, ein großes Musikfestival statt. Tausende von ju-
gendlichen Besuchern strömen dann auf die langgestreckte Insel,
wo Open Air oder in improvisierten Hallen viele Konzerte parallel
stattinden - von Heavy Metal bis Grunge und Indie-Rock. Etwas
abseits von den Hauptrouten, die von Ständen mit Kunsthandwerk
oder Essbarem gesäumt werden, steht ein einfacher Holzschuppen,
dessen Bretterboden mit Sägespänen bestreut ist. Es ist ein »tán-
cház«, ein traditionelles Tanzhaus. Gleich ist es ein Uhr nachts, die
großen Rockshows sind vorbei und immer mehr Jugendliche strö-
men herein.
Auf der einfachen Bühne stehen drei alte Männer, zwei Geiger und
ein Kontrabassist. Sie spielen die jahrhundertealte Musik Sieben-
bürgens, des Erdély, wie das historische Kernland Ungarns, das
heute zu Rumänien gehört, genannt wird. Überwiegend in Moll
wechseln die Rhythmen, die immer schneller, atemloser werden
und dann wieder in einen langsamen Gleichschritt zurückfallen.
Ein kleiner Junge, der vielleicht drei Jahre alt ist und von seinen
Eltern mitgebracht wurde, fängt an, sich im Rhythmus des Kon-
trabasses zu wiegen wie in Trance, gebannt von der archaischen
Melodie.
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