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Geschnittene Küsse und die Ungarn in Hollywood
Ungarn lassen sich bis heute gern durch Küsse verführen, und sie
sind selbst große Verführer: Deshalb hat ihnen die Welt die roman-
tischsten Leinwandküsse der Filmgeschichte zu verdanken. Denn
die Magyaren waren bereits zu Lumières Zeiten in das Filmgeschäft
eingestiegen - und von den Bildmotiven, die ihre Hirten in ihre
Stäbe einschnitzten, in kürzester Zeit zu den Zelluloid-Kadern
übergewechselt. Es waren überwiegend Ungarn, die Hollywood
aufbauten - als legendäre Produzenten wie William Fox, Sam
Goldwyn und Louis B. Mayer oder Adolph Czukor, dem Präsiden-
ten der Paramount. »Ungar zu sein reicht nicht«, stand spöttisch
viele Jahre an einer Studiowand angeschrieben. Unter der magyari-
schen Herrschaft, die vom Studiochef bis zum Beleuchter reichte,
entstanden unvergessliche Liebes- und Kuss-Szenen der Filmge-
schichte, inszeniert zum Beispiel von dem Hungaro-Amerikaner
George Cukor (
Vom Winde verweht
) oder dem Budapester Michael
Curtiz (
Casablanca
). Sein Landsmann Alexander Trauner gestaltete
die Szenenbilder für die Filme von Billy Wilder, und in dessen be-
rühmtesten Film,
Manche mögen's heiß
, wurde ein Ungar ausgiebig
von Marilyn Monroe geküsst: Tony Curtis, im ungarischen Ghetto
der Bronx aufgewachsen, sprach, bis er in die Schule kam, nur Un-
garisch. Sein wahrer Name war Bernie Schwartz - nobody's perfect.
Der erste romantische Filmkuss der Geschichte hatte übrigens
bereits 1896 stattgefunden und einen Skandal ausgelöst:
The Kiss
war genau 47 Sekunden lang und einer der ersten Filmstreifen, die
weltweit überhaupt gezeigt wurden. 38 Sekunden davon bestanden
nur aus dem Kuss eines Paares - dieser obszöne Akt wäre schon in
Lebensgröße bestialisch genug gewesen, befand damals ein miss-
mutiger Kritiker, »aber zu riesenhaftem Format aufgeblasen und in
dreifacher Wiederholung war das absolut abscheulich!« Glühbir-
nen-Erinder Thomas Edison, der den Film inanziert hatte, dachte
sich »Sex sells« und ignorierte das Feuilleton: »Sie fangen an mit
