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beitende Industrie an Bedeutung. Der Rohstoffboom hat den australischen Dol-
lar, die Preise und Löhne in Australien hochgetrieben. Viele einheimische Her-
steller können daher nicht mehr international konkurrieren. Fabriken schlie-
ßen. Ende 2017 wird es in Australien zum Beispiel keinen Autohersteller mehr
geben. Tourismusanbieter und Universitäten, die Millionen mit ausländischen
Studenten verdient haben, sind für viele Besucher und Studenten zu teuer ge-
worden. Australien hat sich zu einer »zweigleisigen Wirtschaft« entwickelt, in
der die Rohstoffindustrie weiterhin wächst, während einige andere Wirtschafts-
zweige nur mühsam über die Runden kommen.
Investitionsland
Dennoch sagen die Wirtschaftsexperten Australien eine weiterhin positive Zu-
kunft voraus. Der Chef der Deutsch-Australischen Handelskammer in Sydney,
Kristian Wolf, will mehr Deutsche ermutigen, Australien nicht immer nur als
Urlaubsland oder ein Land der Abenteuer zu sehen, sondern auch als ein »gutes
Land für Investitionen«. Australien ist politisch und wirtschaftlich stabil, mit
gut ausgebildeten Arbeitskräften, einem hohen Lebensstandard, hohem Durch-
schnittseinkommen und relativ niedriger Arbeitslosigkeit.
Australiens Wirtschaft wächst seit 23 Jahren ununterbrochen. Die nach dem
Zweiten Weltkrieg ganz auf landwirtschaftliche Exporte ausgerichtete, stark
protektionistische Wirtschaft wurde in den letzten 35 Jahren radikal verändert.
Die australische Währung wurde freigegeben. Das aus der alten Heimat Groß-
britannien geerbte Gewerkschaftssystem mit zahlreichen kleinen Streiks und
Abgrenzungsstreitigkeiten zwischen vielen sehr spezialisierten Gewerkschaften
wurde unter der Führung der Laborparty umgebaut. Die kleinen Unions schlos-
sen sich unter einigem Druck in Industriegewerkschaften nach europäischem
Vorbild zusammen. Sie wurden zuverlässige, wenn auch harte Verhandlungs-
partner. Die Zahl der Streiks verringerte sich zu einem Minimum. Einer der
Initiatoren dieser Veränderungen, der ehemalige Gewerkschaftsführer Bob
Hawke, wurde Premierminister. Das Banken- und Finanzsystem wurde deregu-
liert, Zölle wurden abgeschafft, Subventionen stark reduziert. Die Veränderun-
gen trugen über die Jahrzehnte beide großen Parteien. »Es dauerte ein Jahr-
zehnt, das System zu deregulieren und dann noch ein Jahrzehnt, es zu perfek-
tionieren«, erklärt der anerkannte Wirtschaftsjournalist und Autor George Me-
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