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»Die großen internationalen Unternehmen zahlen hohe Steuern und Förderab-
gaben und investieren einen Großteil ihrer Gewinne wieder in Australien.«
Wirtschaftsprofessor Peter Drysdale von der Australian National University
in Canberra schüttelt lächelnd den Kopf, als ich ihn nach chinesischen Investi-
tionen in Australien frage. Er sieht das Unbehagen vieler Australier eher gelas-
sen. »Es ist ganz normal, dass man neue große Investoren mit einigem Miss-
trauen sieht. Das war so, als die ersten japanischen Unternehmen in Australien
investierten, das war genauso, als die ersten großen US-Unternehmen Interes-
se zeigten. Natürlich waren wir schon an europäische Investitionen gewöhnt,
vor allem aus Großbritannien. Aber auch dort gab es anfangs negative Reaktio-
nen. Manchmal scheinen Politiker zu denken, dass Australien auch ohne aus-
ländische Investitionen auskommen könnte. Und auch viele Leute auf der Stra-
ße denken so. Wenn man Australier fragt, ob sie generell ausländische Inves-
titionen wollen, dann sagen sie schnell nein. Aber wenn man sie fragt, ob man
die ausländischen Investoren, die schon hier sind und Arbeitsplätze schaffen,
loswerden sollte, dann denken sie darüber nach und sagen ebenfalls nein. Das
ist so eine Schizophrenie im öffentlichen Denken. Ich denke, dass sich dieses
Misstrauen legen wird, wenn wir uns alle an chinesische Investoren gewöhnt
haben, wie zuvor an die Japaner, Koreaner, Amerikaner, Schweizer, Deutschen
und Engländer.«
Zweigleisige Wirtschaft
Im australischen Bewusstsein ist die Mining -Industrie riesig und fast allmäch-
tig. Vielleicht liegt das am Image, das viele Australier von sich selbst und dem
eigenen Land haben: Australien ist das Land der harten Männer, der raubeini-
gen Minenarbeiter und wortkargen Farmer weit draußen im Outback . Die Rea-
lität sieht anders aus: Die meisten Australier arbeiten im Dienstleistungsbe-
reich. Allein die Tourismusindustrie beschäftigt mehr als doppelt so viele Men-
schen wie Mining . Gesundheitsversorgung, soziale Dienste, Ausbildung und
Weiterbildung, Banken, Handel, Finanzen und Versicherungen, Wissenschaft
und Forschung machen mehr als die Hälfte des australischen Bruttosozialpro-
dukts aus, Landwirtschaft, Fischerei und Waldwirtschaft insgesamt 2,2 Pro-
zent, Mining 10 Prozent und die traditionelle verarbeitende Industrie 7,1 Pro-
zent. Doch während der Rohstoffsektor Australiens wächst, verliert die verar-
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