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im Jahr ist Nicole »alleinerziehende Mutter«. Ihr Mann Joe sieht seine Kinder
dann nur über Skype, »wenn die wackelige Internetverbindung funktioniert«.
Nicole hat eine Selbsthilfeorganisation für FIFO- und DIDO -Familien ge-
gründet. Über Internet oder Telefon können FIFO -Frauen und Männer mit-
einander Kontakt aufnehmen, Fragen stellen, Erfahrungen austauschen, einan-
der in schwierigen Situationen unterstützen oder gemeinsame Unternehmun-
gen planen. Heute hat ihre Organisation Tausende Mitglieder. Vielen Frauen
fällt es schwer, alle Probleme mit Kindern, Familie, Behörden und Beruf im-
mer allein lösen zu müssen. Männer, die von ihren anstrengenden Arbeitsblö-
cken nach Hause kommen, bringen ihren Arbeitsstress mit oder sind oft so er-
schöpft, dass sie die kostbare Familienzeit verschlafen oder vor dem Fernse-
her vegetierend vergeuden. Nicole und ihre Familie haben sich mit dem FIFO -
Leben arrangiert. »Die Hauptsache ist, dass man immer miteinander spricht,
nicht nur über die Alltagsprobleme, sondern auch über Gefühle und gemeinsa-
me Hobbys oder Pläne.«
Viele Familien müssen erst lernen, die Kommunikation miteinander auch
über weite Entfernungen und lange Trennungszeiten aufrechtzuerhalten. Nico-
le Ashby ist nicht gegen den FIFO -Lebensstil. »In Australien ist das unvermeid-
lich, da unsere Rohstoffe oft in sehr abgelegenen Gegenden gefunden werden,
wo es einfach keine Arbeiter gibt.« Doch sie fordert familienfreundlichere Ar-
beitspläne und mehr soziale und medizinische Unterstützung für die Arbeiter
und ihre Familien. »Drei Wochen Arbeit, eine Woche zuhause, das ist nicht un-
gewöhnlich und einfach zu wenig Freizeit«, regt sich Nicole auf, »aber wenn ich
mit den Riesenunternehmen spreche, dann sehe ich immer wieder, dass sie nur
sehr selten darüber nachdenken, wie diese Schichten sich auf ihre Arbeiter oder
deren Familien auswirken.«
Auch die Auswirkungen auf kleine Orte in der Nähe der Minen scheinen
die multinationalen Unternehmen nur selten zu interessieren. Moranbah in
Queensland ist eine Gemeinde, deren Geschichte eng mit dem Kohlebergbau
verbunden ist. In den 1970er Jahren wurde der Ort von einem amerikanischen
Bergbauunternehmen aufgebaut. Heute gibt es im Bowen Basin um den Ort 39
Minen, in denen Kohle für den Export abgebaut wird. Dutzende weitere Pro-
jekte sind geplant. Moranbah hat knapp 10 000 Einwohner. Doch über 40 000
Minenarbeiter arbeiten in dem Bezirk. Die meisten leben in 33 000 Dongas ,
Wohncontainern. Rund 1000 teilen sich Häuser oder Wohnungen im Ort. Sie
zahlen bis zu 1800 Dollar Miete in der Woche. Diese Mieten kann sich keiner
der ständigen Einwohner von Moranbah leisten. Für junge Familien oder Paa-
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