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möglichkeiten und Arbeitsplätzen für Partner und Kinder fehlt. Die Arbeit im
Outback ist hart, vor allem in der zwei- bis dreijährigen Aufbauphase einer neu-
en Mine. Bauarbeiter und Handwerker arbeiten oft vier oder fünf Wochen lang
zwölf Stunden pro Tag in ständigem Staub und oft großer Hitze ohne Unter-
brechung hintereinander und bekommen dann eine Woche frei. Viele arbeiten
dabei im Durchschnitt bis zu 60 Stunden die Woche bei wechselnden Tag- und
Nachtschichten.
»Es gibt in Australien keine gesetzlich festgelegten Arbeitszeiten«, seufzt
Peter Collie von der Bergarbeitergewerkschaft CFMEU, die in den großen
Outback-Minen kaum noch eine Rolle spielt. Die Standardschichten im regu-
lären Bergbau sind ebenfalls zwölf Stunden lang, zwei Wochen hintereinander
und dann jeweils eine Woche frei. Damit können die Unternehmen die Arbeits-
kräfte für eine ganze dritte Schicht einsparen.
Während der Arbeitswochen leben die Arbeiter in klimatisierten Wohncon-
tainern mitten im Nirgendwo. Für die Plackerei werden die Minenarbeiter aber
gut bezahlt. Ein FIFO -Arbeiter in Westaustralien verdient im Schnitt 100 000
bis 160 000 Dollar im Jahr, mehr als doppelt oder dreimal so viel wie eine
Krankenschwester, ein qualifizierter Verkäufer oder ein Automechaniker in der
Großstadt. Spezialisierte Geologen, Ingenieure, besonders gesuchte Handwer-
ker und Bergbauspezialisten können noch erheblich mehr verdienen. Dennoch
ist die Fluktuation der Belegschaften im Outback hoch. Viele halten die lan-
gen Arbeitszeiten, die Isolation, die Hitze und das Leben in oft engen Männer-
unterkünften kaum zwei bis drei Jahre aus, ergab eine Studie Professor Rolfes
an der Central Queensland Universität. Eine parlamentarische Kommission be-
zeichnete die FIFO -Arbeitswelt gar als »Krebsgeschwür im Hinterland«. »In ei-
nigen Camps leben Tausende überwiegend junge Männer von ihren Familien
getrennt wochenlang eng zusammen«, erklärt mir Professor John Rolfe, »das
führt schnell zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Depressionen, erhöhtem
Alkoholismus, Drogenkonsum und Prostitution. Doch das zeigt sich weniger in
den Mining -Camps, wo die Arbeiter regelmäßig überwacht und getestet wer-
den, sondern in der Freizeit, wenn sie zuhause sind oder in benachbarten länd-
lichen Gemeinden.«
Nicole Ashby lebt in Fremantle, einem hübschen Vorort mit Hafen, Stränden
und malerischen Pubs in der Nähe von Perth. Die junge Sozialarbeiterin ist mit
einem FIFO -Arbeiter verheiratet. Die beiden haben drei kleine Kinder. Joe ar-
beitet 28 Tage durchgehend, dann hat er fast einen Monat frei. Sechs Monate
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