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Haus, ihre Freunde und die einst enge Gemeinschaft der Minenarbeiter. »Heu-
te gibt es nur noch Einzelverträge. Wer kann da viel verhandeln? Und wenn es
dann Probleme mit dem Unternehmen gibt, dann ist niemand da, der einem
hilft. Jeder ist heute allein auf sich gestellt.« Yvonne Stothers hat trotzige Trä-
nen in den Augen. Ihre Tochter schüttelt darüber nur den Kopf. Für sie sind Ge-
werkschaftsbeiträge reine Geldverschwendung. »In der Vergangenheit gab es
Leute, die haben einen Streik ausgerufen, nur weil sie am Wochenende fischen
gehen wollten.«
Trish und ihr Mann John gehören zur neuen Generation von Minenarbei-
tern. Sie wollen zehn Jahre lang hart arbeiten und sich dann ein Haus und ein
neues Leben an der Ostküste aufbauen. »Und wenn es Probleme mit dem Job
gibt, dann arbeiten wir halt in einer anderen Mine.« Trish und John sind zuver-
sichtlich. Doch ihre Zukunftspläne sind ungesichert. Die Company kann ihre
Arbeitsverträge inklusive Arbeitsbedingungen und Lohnhöhe den »wirtschaft-
lichen Umständen entsprechend« jährlich überarbeiten, und sie können jeder-
zeit entlassen werden.
Fly-in / Fly-out
In diesem Falle müssten die beiden sich wohl den über 100 000 Arbeitern und
Angestellten der Bergbauunternehmen anschließen, die regelmäßig mit Flug-
zeugen oder Bussen hunderte oder tausende Kilometer zum Arbeitsplatz pen-
deln. Die Zahl der Fly-in /Fly-out - oder Drive-in /Drive-out -Arbeiter, kurz
FIFOs und DIDOs genannt, steigt in Australien ständig.
Die wertvollen Bodenschätze des Landes befinden sich fast alle im harschen
Hinterland. Örtliche Arbeitskräfte gibt es meistens nicht. Arbeiter, Handwer-
ker, Geologen, Ingenieure, Cateringpersonal und Büroangestellte werden in
den Großstädten an der Küste oder auch im Ausland angeworben. In den
1960er und 1970er Jahren bauten die großen Bergbauunternehmen für ihre
Mitarbeiter und deren Familien in der Nähe schwer erreichbarer Minen Sied-
lungen wie Tom Price, mit Supermärkten, Schulen, Pubs, Sportstätten, kleinen
Krankenhäusern und in der Wüste besonders beliebten Schwimmbädern. Heu-
te ist es billiger, Arbeitskräfte einzufliegen und in vorübergehenden Unterkünf-
ten unterzubringen. Viele Arbeitnehmer wollen ihre Familien auch nicht mit ins
Outback bringen, weil es dort an medizinischer Versorgung, Schulen, Freizeit-
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