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Viele der kommerziellen Radio- und Fernsehsender gehören zu britischen
Ketten oder werden von reichen australischen Investoren wie John Singleton
oder der Bergbaumilliardärin Gina Rinehart beherrscht, die keinen Hehl daraus
machen, dass sie die Medien auch politisch nutzen wollen.
Der liberal-konservative Medienkonzern Fairfax war einst ein unabhängiges
Familienunternehmen, wurde aber nach dem verunglückten Vorstoß eines
Fairfax-Enkels auf den internationalen Finanzmärkten eine Aktiengesellschaft.
Auch dort hat sich Bergbaumilliardärin Gina Rinehart eingekauft. Die strengen
Regeln des Unternehmens haben ihren Einfluss jedoch bisher stark begrenzt.
Der Sydney Morning Herald ist die bekannteste Zeitung des Konzerns, dazu
kommen der Age in Melbourne, die Finanzzeitschrift The Australian Financial
Review , die ehrbare Canberra Times , mehrere kleine Zeitungen auf dem Lan-
de, die wenig Nachrichten, aber viele lokale Anzeigen bieten, sowie einige kom-
merzielle Rundfunksender. Neben den kommerziellen Sendern gibt es den lan-
desweiten aus australischen Steuergeldern finanzierten ABC und den einzig-
artigen multikulturellen Sender SBS sowie zahlreiche sogenannte Community
Broadcasters , oft von Freiwilligen geführte Sender, in denen jeder zu Wort
kommen kann.
Australiens Medien befinden sich, wie überall, im Umbruch. Als ich Ende
der 1980er Jahre zum ersten Mal in Australien arbeitete, war ich über die Ag-
gressivität und die bohrenden Nachfragen meiner australischen Kollegen er-
staunt. Sie gaben nie auf, ließen sich nicht mit Floskeln abspeisen und berichte-
ten furchtlos. Investigative Zeitschriften und Magazine wie die National Times
und The Bulletin gaben ihren Journalisten Zeit, gründlich zu recherchieren und
im weiten Land zu reisen, wenn erforderlich. Selbst kommerzielle Sender hat-
ten investigative Programme, wie »60 Minutes«, die politische und wirtschaft-
liche Skandale oder soziale Missstände untersuchten. Heute gibt es keine inves-
tigativen Zeitungen mehr, und die kommerziellen Fernsehsender konzentrieren
sich in ihrer Berichterstattung auf Nachbarschaftsdispute, betrügerische Hand-
werker und das Leben der Stars.
Angesichts rapide schwindender Einkommen aus Anzeigen haben die Zei-
tungen ihre Belegschaften zusammengestrichen. Die ausgezeichnet ausgebilde-
ten jungen australischen Journalisten können nach Universität und Volontari-
at kaum noch Arbeit finden. Diejenigen, die einen Arbeitsplatz erringen, stehen
unter ständigem Zeitdruck. Sie müssen oft gleichzeitig Artikel schreiben, im
Radio und/oder Fernsehen berichten und die Internetausgabe bedienen. Für
gründliche Recherchen bleibt daher keine Zeit. So wird zum Beispiel jede kurze
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