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in einem grausamen Dschungelkrieg gegen die Japaner. Die Wende kam mit
dem Sieg der USA über Japan. Von nun an waren die USA, nicht mehr Großbri-
tannien, der engste Verbündete Australiens. Als »europäischer Vorposten« am
anderen Ende der Welt fühlten sich die Australier durch die »kommunistischen
Horden aus dem Norden« bedroht. An der Seite der Amerikaner kämpften sie
in Korea und Vietnam, später im Irak und in Afghanistan.
Wahlpflicht und Politikmüdigkeit
Wahltag in Australien. Vor den Wahllokalen stehen geduldig lange Schlangen.
Eine hohe Wahlbeteiligung ist gesichert. Wählen ist Bürgerpflicht. Wer nicht
wählt, muss einen triftigen Grund dafür haben, oder sein unaustralisches Ver-
halten wird mit einer Geldstrafe geahndet. Doch die meisten Australier sind,
anders zum Beispiel als viele Amerikaner, auch davon überzeugt, dass man
wählen muss. Man trifft sich mit Freunden, Verwandten und Nachbarn am
Wahllokal, trinkt Kaffee und isst Kuchen, den Schulen und Kirchen für wohltä-
tige Zwecke verkaufen. Wer erst mittags kommt, kann mit einer Bratwurst oder
einem Steak rechnen. Langweilig ist es nie. Die örtlichen Kandidaten schütteln
hektisch Wählerhände. Die Parteien geben bunte, komplizierte How to Vote -
Karten aus, die ihren Anhängern das komplizierte Präferenzwahlsystem erklä-
ren sollen.
Denn auf seinem Wahlzettel muss jeder Wähler jedem Kandidaten eine Zahl
zuordnen. Die Eins geht an die erste Wahl, den Kandidaten, den man wirklich
gern hätte, die Zwei an den nächstbesten und so weiter. So soll die Stimme nicht
ganz verloren gehen, wenn die erste Wahl es nicht schafft.
Es wird in Australien nach englischem Vorbild direkt gewählt. Der Kandidat,
der eine klare Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann, gewinnt. Liegen
Kandidaten aber sehr eng beieinander, dann geben die Präferenzen den Aus-
schlag. Dieses System gilt auch für die landesweiten Senatssitze, für die oft
zahlreiche unabhängige oder parteilose Kandidaten kandidieren. Bei der letzten
Wahl mit über 100 optimistischen Kandidaten, die den meisten Wählern völlig
unbekannt waren (darunter auch die »Sexpartei« und eine wütende Hausfrau,
die es den Politikern einmal zeigen wollte), war das Wahlpapier fast einen Me-
ter lang. Kichernd oder fluchend mühten sich die Wähler, alle 115 Kandidaten
nach Präferenz durchzunummerieren. Allein den Überblick über die Kandida-
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