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Geschichte und Politik
Sträflingskolonie
Die Sandsteinmauern der Ruinen in Port Arthur ragen hoch über der engen
Bucht auf. Nebel zieht von der See herein über sorgfältig angelegte Gärten und
weite Rasenflächen zwischen den historischen Gebäuden.
Dies ist eine Gedenkstätte. Am 28. April 1996 starben hier 35 Menschen im
Kugelhagel. Ein junger Mann hatte aus Schnellfeuergewehren auf sie geschos-
sen. Zwei seiner Opfer, Madeline und Alannah Mikac, waren erst drei und sechs
Jahre alt. Ihre Mutter Nanette hatte verzweifelt versucht, sie zu retten. 17 wei-
tere Menschen wurden schwer verletzt. Der Mörder hatte kurz davor noch mit
einigen von ihnen im Café gegessen.
Der Massenmord fand an einem Ort statt, der schon zuvor ein Schauplatz
menschlicher Tragödien, Grausamkeiten und Leidens war. Port Arthur in Tas-
manien war zu Beginn der Kolonialisierung Australiens ein Gefängnis, das Ge-
fängnis einer ganzen Gefängniskolonie. Hier sollte gelitten werden, so der Kom-
mandant, Sir George Arthur. »Den Sträflingen muss härteste und zermürbende
Arbeit abverlangt werden«, ordnete er an, »unter ständiger strengster Überwa-
chung.«
Die Geschichte der Europäer in Australien begann 1788 mit der Entsendung
einer Flotte von Strafgefangenen der »kriminellen Klasse«, die das Mutterland
dringend loswerden wollte. Seefahrer aus Portugal und den Niederlanden waren
im 16. und 17. Jahrhundert bis zum Westen des fünften Kontinents vorgedrun-
gen, doch die karge Küste schien kaum vielversprechend. 1770 erreichte der bri-
tische Kapitän James Cook auf einer Forschungsreise im Auftrag der britischen
Admiralität und auf dem Wege von Tahiti nach Java zufällig die fruchtbare Ost-
küste Australiens. Sorgfältig vermaß und kartografierte er einen Teil der Küste
der Terra Australis. Begeistert schrieb er, dieser Teil des großen Südlandes sei
ganz anders als die desolate Westküste: »Es besteht kein Zweifel, dass die meis-
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