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Dritte Welt in einem reichen Land
Für viele Aborigines ist das immer noch keineswegs selbstverständlich. Noch
immer leben Ureinwohner in abgelegenen Siedlungen oder am Rande einiger
Landstädte in Verhältnissen, die man sonst nur aus den ärmsten Ländern Afri-
kas oder Asiens kennt. Doch Australien ist nach Norwegen laut der UN-Ent-
wicklungsorganisation das Land mit dem zweithöchsten Lebensstandard der
Welt. Australische Ureinwohner haben allerdings eine zehn Jahre kürzere Le-
benserwartung als andere Australier. Sie leiden viermal so viel an Diabetes. In-
digene Australier machen etwas über zwei Prozent der australischen Bevölke-
rung aus, aber über 25 Prozent der Gefängnisinsassen. Über 16 Prozent der
Aborigines sind arbeitslos. 26 Prozent leben in überfüllten, schwer vernach-
lässigten oder baufälligen Häusern. Australien ist das einzige reiche Land der
Welt, in dem es noch die Augenkrankheit Trachoma gibt, die zu Erblindung
führen kann. Mit sauberem fließendem Wasser, das für alle anderen Australier
selbstverständlich ist, ließe sich diese Krankheit vermeiden.
Reggae mit Walpiristimmen dröhnt aus dem Autoradio. Wir sind in der Nähe
von Yuendumu, rund 300 Kilometer außerhalb von Alice Springs, mitten im
Zentrum Australiens. Yuendumu ist eine der größeren Siedlungen des Northern
Territory, berühmt für die Maler der Warlukurlangu Kooperative. Der Platz, an
dem sich die Siedlung heute befindet, war Tausende Jahre lang ein Treffpunkt
für die traditionellen Besitzer des Landes, die Walpiri. Hier gab es Wasser.
In den 1930er Jahren wurden die Walpiri und andere Wüstenaborigines von
australischen Viehzüchtern mit Waffengewalt von ihrem Land in immer tro-
ckenere Wüstengegenden vertrieben. Sie sammelten sich an der kleine Quelle
von Yuendumu. In den 1940er Jahren eröffneten die Baptisten dort eine Missi-
onsstation mit Schule, Kirche und Nahrungsmittelausgabe. Heute wohnen hier
rund tausend Ureinwohner aus verschiedenen Völkern mit einer Vielzahl von
Sprachen und Dialekten.
Die Gemeinde wird von den Ureinwohnern selbst verwaltet. Es gibt eine
Schule, eine arg holprige Flugzeugpiste, eine kleine Klinik, einen großen Fuß-
ballplatz, eine Polizeistation, das Kunstzentrum, zwei recht teure Supermärkte,
einen eigenen Radiosender und ein kleines TV-Studio. Der Stolz der Gemeinde
ist der öffentliche Swimmingpool mit sorgfältig gehegter Grünfläche, Kinder-
spielplatz und einem kleinen Fitnesszentrum. In den Straßen stehen relativ
neue, gepflegte Häuser neben ausgebrannten Autowracks, Blechhütten und
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