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Knöchel, es duftet nach Meer und Salz. Der Blick geht über weißen Sand in glas-
klares, grünblaues Wasser. Linc zeigt uns Krabben und Fische in seichten Meer-
wassertümpeln, steht plötzlich bewegungslos wie ein Kranich und erlegt einen
großen Fisch mit seinem Speer. Vor uns sind die Tiere sicher. Trotz aller An-
strengungen landen unsere Speere immer wieder in Sand und Wasser oder ver-
haken sich zwischen den Mangroven.
Unter dem Dickicht der Mangroven wird es dunkel, geheimnisvoll. Wir klet-
tern über Luftwurzeln und Schösslinge und hören Linc zu, der uns einige Dre-
aming -Geschichten seines Volks erzählt. Auf dem Rückweg zur Feuerstelle am
Strand zeigt Linc uns essbare Früchte und Heilpflanzen, die seine Vorfahren
anwandten und von denen er, so versichert er uns, auch immer noch einige be-
nutzt.
Müde und hungrig kommen wir an der Feuerstelle an. Linc bittet uns, uns zu
setzen. Er schließt die Augen, sitzt mit gekreuzten Beinen wie ein Indianer in ei-
nem amerikanischen Western und sagt mit feierlicher Stimme: »Jetzt ist es an
der Zeit, aufzubrechen. Ich fühle es.« Dann grinst er breit: »Aber jetzt im Ernst.
Es ist Zeit zum Essen. Riecht ihr die Scones, die meine Mutter gebacken hat?«
Eine deutsche Touristin findet das gar nicht lustig. Das zweistöckige, von ei-
ner Veranda umzogene Haus der Eltern scheint ihr auch nicht zu gefallen. »Das
hatte ich mir aber ursprünglicher vorgestellt.« Hatte sie eine Palmhütte erwar-
tet? Wir essen unseren frisch gefangenen Fisch, saftig-süße Krebse und Krab-
ben, frische Ananas und noch warme Scones mit Sahne und selbstgemachter
Erdbeermarmelade.
Lincs Bruder Brandon erzählt uns etwas von der Geschichte seines Volkes,
dann spielt er eines seiner Didgeridoos. Er ist ein bekannter Musiker. Lincs
Mutter reicht heißen Tee und Eiswasser herum. Sein Vater zeigt uns das mo-
derne Tonstudio, in dem der Sänger nicht nur eigene Kompositionen aufnimmt,
sondern auch die traditionellen Geschichten und Lieder der Alten seines Volks.
Abends tanzen Brandon und Linc bei einer kulturellen Veranstaltung in Cairns.
Am nächsten Morgen unterrichtet Brandon an der örtlichen Schule. Er bringt
seinen Laptop mit. Das Tourismusgeschäft ermöglicht es den Walkers, ihre Kul-
tur auch für die nächsten Generationen zu bewahren. Sie, wie so viele andere
Ureinwohner, sind stolz auf ihre Kultur. Aber sie wollen nicht in einem Muse-
um leben und angestarrt werden. Sie wollen, dass ihre Kinder in die Schule ge-
hen und studieren und wählen können, wie sie leben wollen.
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