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ders: »Die Felsengemälde in Frankreich sind wunderbar, doch sie sind tot. Wir
haben keine direkte Verbindung mehr zu ihnen. Diese Felsengemälde hier le-
ben. Sie sind Teil einer Kultur und Spiritualität, die es heute noch gibt!«
Die Felsengemälde von »Narwala Gabarnmung« wurden erst 2006 von den
Jawoyn wiederentdeckt. Diesen natürlichen Tempel, dessen Felsensäulen vor
Zehntausenden von Jahren freigelegt, mit Werkzeugen geglättet und bemalt
wurden, nannte ein Fernsehfilm die »sixtinische Kapelle Australiens«. Nur we-
nige eingeladene Wissenschaftler und Journalisten haben bisher diese nur mit
dem Hubschrauber erreichbare heilige Stätte der Jawoyn sehen dürfen. Doch
die traditionelle Besitzerin und Hüterin der Stätte erlaubte australischen Doku-
mentarfilmern den Zutritt zu diesem überwältigenden Monument.
Margaret Katherine ist eine zierliche alte Dame. In dem Dokumentarfilm
wirkt sie neben Professor Geneste und dem sportlichen australischen Archäolo-
gen David Bruno klein und zerbrechlich. Doch ihr Gesicht zeigt Stolz und tiefe
Berührung, als sie zum ersten Mal die Werke ihrer Vorfahren sieht, von de-
nen sie aus uralten Überlieferungen wusste. Ihre Vorfahren leben für sie in den
Bildern: riesige, detailliert dargestellte Fische, Kängurus, Emus, Echsen, Men-
schen, Geisterwesen des Dreamings und Tiere der Urzeit, die seit Zehntausen-
den von Jahren ausgestorben sind.
Es sind atemberaubende, lebendige Bilder in starken Farben, Hunderte an
Decken, Wänden und Felsensäulen über und untereinander, gemalt über Jahr-
tausende. Die Ältesten sind wohl um die 40 000 Jahre alt, die Jüngsten viel-
leicht nur ein paar hundert Jahre. An anderen Stätten reichen die Bilder bis
in die Gegenwart. Die beiden ältesten Männer aus Margarets Volk können sich
noch daran erinnern, dass ihre Großeltern ihnen diese Stätten gezeigt hatten.
Doch dann kam die Zeit der großen Entwurzelung, die heiligen Stätten gerieten
in Vergessenheit. Die Jawoyn wurden, wie viele andere Aborigines, von Alko-
hol, Drogen, Missbrauch und Gewalt heimgesucht.
Das Volk entschloss sich, etwas dagegen zu unternehmen. Die Jawoyn be-
auftragten Archäologen und Anthropologen, so viel Wissen ihrer Vorfahren zu
sammeln und zu dokumentieren wie möglich, bevor es für immer verschwin-
det. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Die Dreamtime -Geschichten der Alten, tra-
ditionelle Gesänge und Tänze werden oft mit modernster Technik aufgezeich-
net, alte Stätten wieder aufgesucht und gepflegt. Nun entdecken die jungen Ja-
woyn ihre lange, uralte Geschichte. Elder Margaret Katherine hofft, dass sie da-
mit auch ihre kulturelle Identität, ihren Stolz und ihre Hoffnung wiederfinden.
»Wir wollen, dass sie unsere Geschichte und unser Dreaming kennenlernen,
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