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strophalen Feuersbrünste, die Australien heute heimsuchen. Die Männer ent-
wickelten den Bumerang und das Woomera , eine Vorrichtung, die die Wurfwei-
te der Holzspeere mehr als verdoppelte. Sie hatten gelernt, in und von dem rie-
sigen, trockenen Kontinent zu leben. Sie verschmolzen mit ihrer Umwelt. »Wir
kümmern uns um unser Land, und das Land kümmert sich um uns«, erklärte
mir die alte Walpiri-Dame, die sich so über meine damalige Kinderlosigkeit ge-
sorgt hatte.
Über 45 000 Jahre lang waren die Aborigines »der Grundpfeiler« des aus-
tralischen Ökosystems. Ihr Leben war hart. Im trockenen Inland musste eine
Ureinwohnerin zum Beispiel fünf bis acht Stunden arbeiten, um ein Kilo Mehl
aus Samen zu gewinnen. Jäger waren oft tagelang unterwegs, um genug Nah-
rung für den Familienverband oder die Gruppe zu finden. Es wurden selten
Vorräte angelegt. Vorratshaltung war bei großer Hitze unrealistisch. Alle Nah-
rungsmittel wurden ohnehin geteilt. Privatbesitz gab und gibt es bei traditio-
nellen Aborigines nicht. Trotz der harten Arbeit verbrachten die australischen
Ureinwohner erstaunlich viel Zeit damit, ihre Dreaming-Philosophie zu entwi-
ckeln, Zeremonien zu begehen und zu malen.
Uralte Felsenkunst
Im Norden Australiens, im traditionellen Land der Jawoyn, wurden seit 2006
weit über 4000 erstaunliche Felsengemälde und -zeichnungen entdeckt. Das
bisher älteste datierte Gemälde ist über 28 000 Jahre alt. Eine in der Nähe
gefundene, sorgfältig geschliffene Steinaxt wurde auf 35 500 Jahre datiert,
weitaus älter als vergleichbare in Europa gefundene Äxte und älter als eine rund
30 000 Jahre alte Axt aus China. Die prähistorischen Aborigines, scheint es,
waren an vorderster Front weltweiter technischer Entwicklungen. Weitere ar-
chäologische Funde weisen darauf hin, dass dieser Teil Australiens seit mindes-
tens 48 000 Jahren bewohnt wird.
Professor Jean Michel Geneste, der Experte, in dessen Obhut sich die welt-
berühmten Felsengemälde der Höhlen von Lascaux und Chauvet-Pont-d'Arc
in Frankreich befinden, arbeitet seit 2010 auch bei den Ausgrabungen und an
den Datierungen der Felsengemälde der Jawoyn. Er ist enthusiastisch ob ih-
rer künstlerischen Qualität, die derjenigen der prähistorischen Gemälde Frank-
reichs »zumindest gleichzusetzen« sei. Aber eines begeistert ihn ganz beson-
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