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»Schildkrötenfleisch ist eine bei sehr vielen Aborigines beliebte Delikatesse. Es
gibt ein Schildkröten- Dreaming an einer heiligen Stätte. Es ist nur ein einfa-
cher Stein in der Erde, der Uneingeweihten kaum auffallen würde. Ich sah, wie
die Frauen dünne Äste mit grünen Blättern von einem Baum abschnitten und
dann begannen, damit auf den Stein einzuschlagen. Sie riefen dabei die Namen
der Wasserlöcher, in denen sie die Schildkröten vermehren wollten. Sie weck-
ten das Dreaming , damit es mehr Schildkröten produziere. In der Dreaming -
Geschichte war dies ein Platz, an dem sich die Schildkrötenvorfahrin ausgeruht
hatte. Dabei hatte sie einen Teil ihrer Essenz in dem Stein hinterlassen.«
So wie der Mensch für das Land verantwortlich ist, ist im Gegenzug das Land
für den Menschen verantwortlich. Wenn ein Mensch stirbt, kehrt sein Geist,
oder eher seine Lebensessenz, wieder in sein Land zurück. Von dort kann er in
einem neuen Kind wiedergeboren werden.
Die ersten Ureinwohner Australiens kamen in ein Land mit Megafauna, rie-
sigen Tieren, die sie jagen konnten, die sie aber auch bedrohten. In den folgen-
den Jahrtausenden überlebten sie katastrophale Dürreperioden und eine Eis-
zeit, die über 90 Prozent Australiens in eine eisige Wüste verwandelte. Sie wa-
ren Nomaden. Sie lebten in kleinen Gruppen oder Familienverbänden und wan-
derten, dem Klima ihrer neuen Heimat angepasst, je nach Jahreszeit, weiden-
den Tieren, reifenden Früchten und ihren Songlines folgend von Ort zu Ort.
Meistens schliefen sie neben offenen Feuerstellen unter Felsenüberhängen und
Höhlen oder in einfachen Verschlägen aus Ästen, Zweigen und Baumrinde. In
kühleren Gegenden bauten einige Gruppen hufeisenförmige Hütten aus aufein-
andergetürmten, unbearbeiteten Steinen, dicht mit Zweigen gedeckt.
Das Leben von Frauen und Männern war strikt getrennt. Frauen sammelten
Grassamen, Pflanzen, Früchte, Wurzeln, Nüsse, Echsen, Insekten und kleinere
Tiere und an der Küste Muscheln und Schalentiere. Die Erfahrung der Elders
und ihre Songlines leiteten sie bei der Suche nach Nahrung. Giftige Pflanzen
und Früchte wurden vor dem Genuss oft tagelang gewässert, um das Gift zu ent-
fernen. Samen wurden auf einem Stein zu Mehl gemahlen und im Feuer zu fla-
chen Fladen gebacken.
Die Männer jagten größere Tiere. In einigen Gegenden bauten die Aborigines
Fischfallen, lange, spitz zulaufende Trichter in Wasserläufen. Sie trugen Fa-
ckeln aus Holz oder Rinde, mit denen sie kontrollierte Brände legten. Mit Feuer
trieben die Jäger Tiere aus dichtem Unterholz. Regelmäßige, sorgfältig geplan-
te kleine Brände schufen offenes Grasland für Kängurus und andere Grasfres-
ser, verringerten das Unterholz, hielten Pfade offen und verhinderten die kata-
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