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Blick für Farben ein - malte geisterhaft weiße Baumstämme vor violetten Berg-
zügen und den tiefblauen, weiten Himmel seiner Heimat.
Die fast grelle Sonne Australiens, die Weite, die starken Farben und das Spiel
von Licht und Schatten unter oft seltsam verkrümmten weiß- oder rotstäm-
migen Eukalyptusbäumen inspirierten auch die Maler der wohl berühmtesten
postkolonialen Malschule Australiens, der Heidelberg School of Artists . Die
vom französischen Impressionismus beeinflussten Künstler trafen sich im Mel-
bourner Stadtteil Heidelberg. Sie gehörten zu den ersten Malern, die Ende des
19. Jahrhunderts die Schönheit der australischen Landschaft entdeckten und
darstellen wollten. Tom Roberts, Frederick McCubbin, Arthur Streeton, Charles
Conder und Jane Sutherland sehnten sich nicht mehr nach England, der »alten
Heimat« der Kolonialisten. Sie malten Australien. In ihren Bildern sieht man
die Hitze flimmern. Fast riecht man den Duft der Eukalyptusbäume, spürt man
die gleißende Sonne. Die Landschaft, Flora und Fauna Australiens faszinier-
ten auch den deutschstämmigen Künstler Hans Heysen (1877 - 1968), den po-
pulärsten australischen Landschaftsmaler seiner Zeit. Einige seiner liebevollen,
präzisen und detaillierten Darstellungen der Natur Australiens erinnern an Bil-
der Caspar David Friedrichs. Hans Heysen wurde in Hamburg geboren, wuchs
aber als Kind deutscher Einwanderer in Südaustralien auf. Er liebte den Bush
außerhalb von Adelaide und setzte sich intensiv für den Schutz der Natur, vor
allem der Eukalyptusbäume, ein - zu einer Zeit, als die australischen Farmer
von ihren Regierungen ermutigt wurden, so viele Bäume wie möglich zu fällen,
um mehr Weideland für Rinder und Schafe zu schaffen.
»Was mir ganz besonders an den Eukalyptusbäumen gefällt, ist die Kom-
bination von machtvoller Größe und Feinheit. Die Stärke des Stammes und
der Äste kontrastiert mit der feinen Zeichnung und den zarten Farben seiner
Blätter. In jedem Stadium seines Wachstums ist der Eukalyptus überwältigend
schön«, schrieb Hans Heysen in einem Essay. Er veränderte die Einstellung
vieler Australier zu ihrer natürlichen Umgebung. Er wurde mehrfach als Land-
schaftsmaler ausgezeichnet, durfte Prominente, wie die weltberühmte Opern-
sängerin Nellie Melba, porträtieren, überstand die Deutschfeindlichkeit seiner
Landsleute im Ersten und Zweiten Weltkrieg und wurde 1959 zum Ritter der
britischen Königin geschlagen.
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