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mir in die Knie, die Oberschenkel, die Blase, und als ich wieder zur Krone hoch-
schwang, spürte ich den Landwind im Gesicht und sah kurz die Schlieren der
Klippen, bevor ich die Flanke wieder hinuntersegelte. Mit jedem Schwung, je-
der hinhaltenden Verzögerung wuchs mein Selbstvertrauen. Im letzten Teil der
Welle achtete ich nur noch auf die Eleganz meiner Bewegungen. Als ich in den
Kanal glitt, war ich vor Freude so verwirrt, dass ich mich für eine Weile hinset-
zen musste, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.« (S. 166 f.)
Australien ist kaum für seine Literatur bekannt. Doch es werden in Austra-
lien pro Kopf der Bevölkerung mehr Bücher gekauft als in fast allen anderen
Ländern. Die jährlichen Literaturfestivals in den Großstädten sind regelmäßig
ausgebucht. Literarische und politische Autorenstreitigkeiten machen landes-
weit Schlagzeilen, und es gibt zahlreiche literarische Magazine.
Pünktchen, Licht und starke Farben
Der tiefblaue, glitzernde Ozean der australischen Küste und das blendende Son-
nenlicht haben Maler wie Brett Whiteley (1939 - 1992) inspiriert, dessen Bilder
immer wieder den Hafen seiner Heimatstadt Sydney darstellten oder einbezo-
gen. Wer hier lebt, ist an pralle Farben gewöhnt: an die weißgleißenden »Segel«
des berühmten Opernhauses von Sydney und der zahlreichen Boote im Hafen,
an die sich ständig verändernden dunkelblauen bis glasig grünen Wellen, den
dunklen Kontrast der Hafenbrücke, die knallroten, gelben, orangefarbenen und
weißen Blüten graugrüner Eukalyptusbäume neben dem satten Grün tropischer
Palmen.
Die Faszination der Landschaft spielt in der australischen Malerei eine wich-
tige Rolle. Für die ersten Maler auf dem Kontinent, die Aborigines, war Country
Landschaft und Land, der Mittelpunkt ihrer Werke. In den berühmten
Pünktchen-Bildern Zentralaustraliens verschmelzen Wüstenlandschaft, Kultur
und Entstehungsgeschichte zu vielschichtigen Kunstwerken, deren Tiefe oft nur
wenigen Eingeweihten gleicher Tradition verständlich ist. Außenstehenden er-
scheinen die Bilder oft abstrakt oder vielleicht auch nur rein dekorativ. Doch
die Pünktchen, konzentrischen Kreise und Striche haben alle eine Bedeutung.
Sie gehen auf über 60 000 Jahre alte Traditionen zurück. In Ritualen, die viele
Aborigines noch heute pflegen, sind Malerei, Tanz, Gesang und Dichtung eng
miteinander verwoben. Malereien im Sand, auf Rinde oder auf Felswänden, die
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