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Banjo Paterson und die anderen Buschpoeten idealisierten und romantisier-
ten das Leben im ungezähmten Hinterland ihrer Heimat. Für die ersten euro-
päischen Entdecker und Siedler war das Outback jedoch eine fremdartige und
feindselige Landschaft.
Der australische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Patrick White
beschreibt das in seinem mitreißenden Roman Voss , der auf dem Leben des
deutschen Entdeckers und Naturforschers Ludwig Leichhardt (1813 - 1848) ba-
siert. Der in der Mark Brandenburg geborene Leichhardt unternahm zwischen
1842 und 1848 mehrere erfolgreiche Forschungsreisen in bis dahin unbekann-
te Gegenden Australiens. Auf dem fünften Kontinent gibt es überall Stadttei-
le, Straßen und Flüsse, die nach Leichhardt und seinen Expeditionsmitgliedern
benannt wurden. Auf der Suche nach einem Weg von Sydney an der Ostküs-
te durch das unerforschte Innere Australiens nach Perth an der Westküste ver-
schwand Leichhardt mitsamt seiner Reisegruppe, bestehend aus sechs Män-
nern, sieben Pferden, 20 Mauleseln und 50 Rindern. Sein ungeklärtes Schicksal
inspirierte Patrick White: »So machte sich die Expedition auf den Weg in die
Vorhölle, ohne daß ein anderer Laut zu hören gewesen wäre als der Hufschlag
der Pferde und das Ächzen der Salzbüsche im Wind.
Das teuflische Land, das zunächst flach ausgebreitet dalag, wurde bald von
gewundenen Schluchten zerrissen. Diese waren nicht gerade tief, aber doch so
steil, daß sich die Rücken der Tiere verrenkten, die sie überqueren mußten, und
daß die Kräfte und Nerven der Menschen zermürbt wurden von den heftigen
Bewegungen, die damit verbunden waren. Das Chaos war nicht zu umgehen.
Die Schluchten mußten überquert werden, und danach stieß man immer wie-
der auf neue mörderische Schluchten. Es schien, als wäre die ganze Gegend eine
Befestigungsanlage, die die Weite verteidigen sollte.« (S. 372 f.)
In Voss scheint sich die feindselige Landschaft Australiens selbst gegen die
Eindringlinge zu wehren. Im Roman Jenseits von Babylon des australischen
Gegenwartsautors David Malouf verschmilzt die fremde, bedrohliche Natur in
den Augen dreier Siedlerkinder aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den dar-
in seit über 60 000 Jahren lebenden Ureinwohnern, den »Schwarzen«, vor de-
nen ihre Eltern sie immer wieder gewarnt haben: »In der ungeheuren Hitze, die
alles, was man sah, grell und verzerrt erscheinen ließ, hatte sich ein Teil von
dem Sumpfgebiet mit seinen Kohlpalmen, ein Stück von dem Land da drüben,
das ihnen verboten war, aus dem Graustreifen abgelöst, der den Horizont des
Sumpfes bildete, und kam langgezogen und verschwommen, mehr als wäßrige,
hitzeflirrende Luftspiegelung denn als etwas Materielles, auf sie zugetrieben,
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