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Energie erzeugen. Stattdessen bricht in Australien während großer Hitzewellen
ständig das Stromsystem zusammen. Die alten Kohlekraftwerke und die langen
Überlandleitungen der Stromerzeuger versagen bei plötzlich ansteigendem ho-
hem Stromverbrauch und extremer Hitze. Dennoch sieht man zum Beispiel auf
den Dächern der Häuser in Sydney kaum Solarpanele.
Alternative Energien hatten in Australien gegen die staatlich subventionierte
Kohle lange keine Chancen. Erst als die Technologie aus Europa und China bil-
liger wurde, begannen auch die Australier umzudenken. Kurzzeitig wurden al-
ternative Energien sogar von verschiedenen Regierungen gefördert. Die För-
derprogramme waren schnell so populär, dass sie bald wieder abgeschafft wur-
den. Bestimmungen, die die Stromerzeuger zwingen, zumindest einen Teil ihres
Stroms aus alternativen Energiequellen zu beziehen, sollen abgemildert oder
ebenfalls abgeschafft werden.
Wenn es um die Umwelt geht, ist der fünfte Kontinent im Vergleich zu an-
deren reichen Ländern rückständig. Menschen, wie Tim Flannery, können das
nicht begreifen: »Wir scheinen zurzeit in einem Land zu leben, in dem viele
Menschen Umwelt und Natur den Rücken gekehrt haben. Scheiß auf die Um-
welt, scheiß auf Klimawandel. Geld, das ganz große Geld, das ist das Einzi-
ge, was zurzeit zählt, und alles und jeder, der sich dem Geldfluss entgegen-
stemmt, muss aus dem Weg gestoßen werden. Ob es sich um rares fruchtba-
res Farmland, geschützte Meereszonen, wichtige Naturparks oder gar National-
parks handelt - in Australien ist immer mehr alles verhandelbar, solange es
reichlich Geld einbringt.«
Vielleicht fehlt bei einigen Australiern das Umweltbewusstsein, weil sie noch
so viel Natur haben, dass sie nicht bemerken, wie ihre doch von den meisten
Menschen geliebte Umwelt geschädigt wird. Das Meer ist ja selbst in den Groß-
städten immer noch blau und sauberer als das Wasser an vielen Urlaubssträn-
den in Europa. Die Sonne scheint. Die Luft ist an der Küste und im menschen-
leeren Inland angenehm frisch. Es gibt noch reichlich Gegenden, in denen man,
wenn man will, wochenlang allein sein kann. Es gibt Wüste und Regenwald und
Bergwiesen und Eukalyptuswälder. Es gibt Wildnis und eine herrliche Tierwelt.
Es gibt noch Flüsse und Seen, in denen man unbedenklich baden kann. Auch
wir Europäer haben ja erst gemerkt, welchen Wert diese Dinge haben, als wir
sie fast ganz zerstört hatten. Vielleicht handelt es sich zurzeit nur um eine vor-
übergehende Phase, in der Habgier, neoliberales Wirtschaftsverständnis und
»Nach-mir-die-Sintflut«-Denken überwiegen. »No worries, she'll be right, ma-
te«, am Ende wird schon alles gut gehen bei uns hier in Australien ...
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