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dem Wald nimmt oder schlägt, sondern ganze Waldzonen nach dem Fällen mit
riesigen Maschinen und Ketten umgelegt werden. Da bleibt nichts mehr üb-
rig, auch keine Rückzugsmöglichkeiten für Tiere. Vielleicht sollte hier nun eine
Holzplantage für schnellwachsendes Weichholz angelegt werden. Woodchips ,
kleine Holzstückchen, waren für die Produktion von Zeitungspapier in Japan
einst heiß begehrt. Doch die Plantagen und diese Nutzung kostbaren Urwald-
holzes haben kaum Zukunft. Zeitungen auf Zeitungspapier werden weltweit im-
mer weniger.
In Tasmanien lebt eine seltsame Mischung von Menschen. Auf der einen Sei-
te sind das Künstler, Schriftsteller, Kunsthandwerker, alternative Bauern, al-
te Hippies, zugereiste Spitzenköche, pensionierte Naturliebhaber mit kleinen
Hobbyfarmen, Journalisten, Studenten und Wissenschaftler der Antarktisfor-
schungsstation. Auf der anderen Seite gibt es die alten Locals , nämlich Wald-
arbeiter, Fischer und Milchbauern, Nachkommen der Walfänger, Seehundjäger
und Sträflinge der Kolonialzeit und die wohlhabenden Landbesitzer, Besitzer
holzverarbeitender Betriebe und gediegener Hotels sowie einige Politiker, die
sich offensichtlich zu einer Art Oberschicht Tasmaniens zählen. Dazu kommt
ein guter Schuss örtlicher Exzentriker auf beiden Seiten.
Wenn es um die Zukunft der Urwälder Tasmaniens geht, wird der Graben
zwischen den beiden Gruppen besonders deutlich. Die eine Seite will die Na-
tionalparks erhalten und ausbauen und setzt auf den Tourismus als Einnah-
mequelle. Touristen aus aller Welt kommen nach Tasmanien, um einmal un-
berührte Wildnis zu erleben, tagelang durch Urwälder zu wandern, an einsa-
men weißen Stränden zu schwimmen und seltene Tiere, wie den tasmanischen
Beutelteufel, zu beobachten. Feinschmecker kommen, um den feinen tasma-
nischen Lachs, süße Hummer aus eiskalten, klaren Gewässern, frische Gemü-
se und Obst ohne Industrierückstände, gesundes Fleisch und leckere örtliche
Käse zu probieren. Die andere Gruppe will in der Wildnis jagen können, Ur-
waldriesen abholzen, um die kränkelnde Holzverarbeitung am Leben zu erhal-
ten, Abwässer aus Papiermühlen und Sägewerken in die Flüsse leiten und grö-
ßere Hotelanlagen anstatt kleiner Ecolodges bauen. Damit wollen sie Hunderte
Arbeitsplätze und auch ein paar Unternehmensprofite retten.
Tasmanien verdankt seine riesigen Naturschutzgebiete dem jahrelangen
Einsatz engagierter Umweltschützer, die es schafften, einen großen Teil der
Urwälder gegen Habgier und kurzsichtige Provinzpolitiker aller Parteien zu
verteidigen. Bundesregierungen jeder politischen Ausrichtung verankerten den
Schutz der tasmanischen Wildnis in den Gesetzen des Landes.
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