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ßen ihnen Krawatten, Kragen und Hemdsärmel ab, und jeder bespuckt jeden
mit blaugrüner Nahrungsmittelfarbe. »Das kann man ja wieder rauswaschen«,
meint Claire nonchalant.
Bald ist der Ball in vollem Gang. Auf dem hölzernen Tanzboden des Zelts ist
es rappelvoll. Selbst sinnlos Betrunkene können hier nicht hinfallen. Die Band
spielt »Sweet Home Alabama«, die australischen Kids singen laut mit. Die Mu-
siker der Band sind B+S -erfahren. Sie halten die Tänzer auf Trab, damit sie kei-
ne Zeit haben, auf dumme Gedanken zu kommen. Dennoch machen sich eini-
ge junge Männer daran, die Zeltmasten zu erklettern. Sie kommen nicht weit.
Roachie und ihre erfahrenen Komiteefreundinnen haben alle Masten sorgfältig
mit Vaseline eingeschmiert. Hinter der Bar strahlt Leanne. Die Kosten für den
Ball sind bereits eingebracht, und es werden noch rund 30 000 Dollar für den
Notfonds für Farmer und die Klimaanlage der winzigen Grundschule des Ortes
abfallen.
Mitternacht. Es ist heiß im Gedrängel des Tanzzelts. Eine Gruppe junger
Frauen tanzt leicht bekleidet und hingebungsvoll in einer Ecke. Eine Gruppe
junger Farmer starrt sie sehnsuchtsvoll an. Ab und zu lacht einer von ihnen,
sagt etwas Anzügliches mit verschwommener Stimme, doch dann stehen sie
wieder schweigend herum, verlegen mit den Stiefeln scharrend. In ihrem länd-
lichen Alltag sehen viele von ihnen wochenlang keine junge Frau. Jetzt wagt
keiner, die Mädchen anzusprechen. Es sieht nicht gut aus für die Partnersuche,
selbst wenn sie den Mut finden sollten. Immer weniger australische Frauen sind
heute bereit, ihre berufliche Selbstständigkeit gegen die Abhängigkeit und Iso-
lation einer Farmersfrau einzutauschen.
Vor dem Zelt spielt ein wilder Haufen frustrierter junger Männer Fußball.
Die Spieler stürzen sich aufeinander, gleiten im Schlamm aus. Die feinen Hem-
den und Smokinghosen reißen. Schon schimmert hier und da helle Haut durch
die Fetzen. Hinter dem Tanzzelt liegen drei Pärchen im Schlamm. Draußen vor
dem Zaun ruhen sich erschöpfte Ballgäste unter warmen Decken an Lagerfeu-
ern aus. Um 2.30 Uhr beginnt die Barbelegschaft aufzuräumen. Um 3 Uhr, so
bestimmen die Auflagen, muss der Ball beendet sein.
Roachie, die den ganzen Abend mit einem rothaarigen jungen Mann getanzt
hat, ist begeistert. »Es ist alles toll gelaufen! Ich bin total happy. Ein Riesen-
erfolg! Jetzt müssen wir unsere Gäste nur noch davon überzeugen, schlafen zu
gehen.« Kurz vor 3 Uhr ist die Tanzfläche immer noch voll. Die Tänzer stamp-
fen fröhlich zu Country Music. Auf ein Zeichen von Roachie bricht die Band ih-
ren Gig ab. Ordner und Komiteemitglieder gehen langsam in einer breiten Rei-
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