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Vor der einzigen Kneipe der kurzen Hauptstraße von Burcher, wo man ab
morgen Tickets für den B+S kaufen kann, haben sich schon weit über hundert
Frühankömmlinge versammelt. Sie quellen von der Theke über die Veranda bis
in die Straße. Hier stehen die Utes , der Stolz der ländlichen Jugend. Es sind
breite Trucks mit offenen Ladeflächen, auf denen Hunde, Schlafsäcke und Bier-
dosen Platz finden. Riesige Bullbars , massive Doppelstoßstangen, schmücken
die Front der Autos. Lange Antennen für die im Outback oft lebenswichtigen
Funkgeräte ragen an den Seiten auf. Junge Männer und einige wenige Frauen
hängen bewundernd bei den Autos herum. Die meisten sind noch schlacksig,
in Jeans, Stiefeln und T-Shirts, Akubrahüte über den rotbraun gebrannten Ge-
sichtern. Alle stürzen sich an die Theke und auf ihre oft seit Monaten nicht ge-
sehenen Freunde. Alle sind entschlossen, jede Minute dieses Wochenendes zu
nutzen. Die meisten verbringen die Nacht in ihren Autos.
Am nächsten Morgen sind die Ballorganisatorinnen Roachie, Leanne und
Lisa schon um 7 Uhr auf den Beinen. Lisa brutzelt in der Küche des kleinen
Farmhauses Berge von Bratwürstchen, dünnen Steaks und Eier mit Speck. Dies
ist kein Wochenende für Vegetarier. Roachie und Leanne drucken am Com-
puter Schilder für den Ball aus. Knallrot, grellgrün und orange werben sie für
Bier, Rum, Bourbon, Steaks und Roastbeefbrötchen. Die beiden Frauen sind
in Hochstimmung. Es wird gelacht, geneckt und geflirtet. »Ha«, ruft Leanne,
»heute angel ich mir einen Ehemann.« »Davon träume ich schon seit Jahren«,
kichert Roachie. Um 9 Uhr sind die jungen Frauen auf dem Ballgelände. Es gibt
eine weitere Besprechung mit der Polizei. Roachie runzelt dabei sorgenvoll die
Stirn. »Wir mussten zum ersten Mal einen Zaun um das Ballgelände errichten
und das Alter der Besucher checken. Unter 18 darf hier keiner rein, wegen des
Alkohols. Und Circle Work , das schnelle Kreiseln und Schleudern mit dem Ute ,
ist auch nicht erlaubt. Weiß nicht, wie wir das den Jungs erklären sollen.«
Kurz danach wird klar, warum es diese Auflagen gibt: Beim letzten B+S ist
ein junger Mann beim Herumschleudern im roten Staub überfahren worden. Er
starb trotz der verzweifelten Rettungsversuche einer jungen Krankenschwester.
Die Krankenschwester war Roachie.
Rund 30 junge Leute arbeiten den ganzen Tag, um alles vorzubereiten. Um
17 Uhr sind sie fertig. Ein sich scheinbar bis zum Horizont erstreckender Strom
von blinkenden, hupenden Utes rollt auf das Ballgelände zu. Lachende, brül-
lende junge Menschen hängen aus Fenstern und Türen, parken ihre bunt ge-
schmückten Autos und beginnen ein Lager aufzuschlagen. Auf dem breiten
Bollwerk der Stoßstange eines Utes klebt ein Sticker mit der Aufforderung
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