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Tiere zu beobachten. Viel Komfort gibt es nicht. Man muss alles, auch Wasser,
selber mitbringen. Dafür erlebt man Natur. In der Abenddämmerung beginnt
das Konzert der Zikaden und Millionen anderer Insekten. Eulen rufen dazwi-
schen und ein sehr lauter Nachtvogel. Über uns öffnet sich der Sternenhimmel.
Man sieht tief in die Milchstraße hinein. Sternschnuppen schießen über den
Horizont.
Am nächsten Morgen werde ich von einem seltsamen Klappern und Trompe-
ten geweckt. Ich schleiche aus dem Zelt, vorbei an meinen leise schnarchenden
Mitfahrern, folge dem Geräusch bis zu einem Sumpf. Hinter Schilf und Schling-
pflanzen bewegt sich etwas. Ich nähere mich leise: Vor mir tanzen vier Brolgas,
die mythischen Kranichvögel des Nordens. Sie springen, verharren, klappern
mit den breiten Schnäbeln, trompeten und verbeugen sich voreinander, die Flü-
gel leicht gespreizt, stehen elegant auf einem Bein, das andere leicht angezogen,
wie ich es bei traditionellen Tänzen der örtlichen Ureinwohner gesehen habe.
Völlig auf ihren Tanz konzentriert, bemerken sie mich lange nicht. Dann bre-
chen sie plötzlich ab und fliegen mit weiten Flügelschlägen auf, um etwas weiter
weg wieder zu landen. Auf meinem Weg zurück zum Camp höre ich wieder ihr
seltsames Lied.
Von Frank Shadforths Farm fahren wir weiter durch Aboriginal Land über
Normanton nach Karumba Point. Nach einer langen Dusche sitzen wir sauber
und hungrig in der Bar eines kleinen Restaurants direkt am Golf von Carpen-
taria. Die Sonne geht langsam unter. Wir stürzen uns auf riesige Platten mit
frischen Langusten, Riesenkrabben, Austern, Muscheln und Barramundi. Einer
von uns meint träumerisch: »Und jetzt ein kleines Bad im warmen Meer.« Doch
mit nur einem Wort reißt uns der Barmann wieder in die Realität zurück: »Cro-
codiles!« Es wird nichts aus dem Bad. Nach Normanton wird die Straße wieder
besser, mal gepflegte Piste, mal asphaltiert. Wir kommen durch den kleinen Ort
Croyden mit seinen liebevoll restaurierten Goldrauschbauten und durch Mount
Surprise, wo Touristen heute noch mit Hacken und Schaufeln nach Gold und
Edelsteinen suchen. Je mehr sich der Savannah Way der Ostküste nähert, de-
sto öfter ist die Straße geteert, desto grüner wird die Umgebung. Wir campen
im Undara Volcanic-Nationalpark. Hier wimmelt es vor Tieren. Als ich morgens
mein Zelt aufmache, sehe ich geradewegs in das Gesicht eines kleinen, neugieri-
gen Kängurus, das mit zahlreichen größeren Artgenossen zwischen Zelten und
Campingbussen weidet. Freche kleine Possums stehlen Brot und Obst. Abends
schwärmen Scharen winziger Fledermäuse aus, um Insekten zu jagen. Das letz-
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