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Geschrei und Geklatsche der Menschen ein riesiges Feuerwerk begann. Müde,
aber sehr zufrieden packten die Zuschauer nach reichlichem Applaus ihre Sa-
chen und ihren Müll ein, wanderten zu Bussen, Bahn und Autos, um dort ge-
duldig und ohne jeden Stress auf englische Art in langen Schlangen zu warten,
bis alle einsteigen konnten.
»So viel Spaß habe ich auf einem Konzert selten gehabt! Und das Orchester
war toll«, kommentierte der Kollege. Ein anderer deutscher Freund war aller-
dings weniger angetan, als er mit uns bei der »Opera im Park« war. Auch dort
gab es das obligatorische Picknick, Kopfkissen und Flughunde. Es wurde »Ri-
goletto« gegeben. Doch es irritierte ihn etwas, dass die Opernfans in der Menge
ohne Hemmungen mitsangen und der Heldentenor seine Arie auf die zahlrei-
chen »Da Capos« reagierend gleich zweimal hinausschmetterte.
Die Lebensqualität in Sydney, das Meer, der Hafen, die wuchernde subtropi-
sche Vegetation, die guten Arbeitsmöglichkeiten, Theater, Museen, Konzerthal-
len, Kinos, gute Schulen und sechs ausgezeichnete Universitäten und wissen-
schaftliche Institute ziehen Menschen aus aller Welt an. Die Stadt wächst rapi-
de. Die Folge sind sehr hohe Preise für Häuser und Eigentumswohnungen und
geradezu absurd hohe Mieten mit minimalem Mieterschutz. So müssen austra-
lische und internationale Studenten, die ohnehin schon hohe Studiengebühren
zahlen, in der Regel 200 oder gar 300 australische Dollar in der Woche nur für
einen Raum in einem Haus oder einer Wohnung aufbringen. Da die Jobs für
Studenten dafür jedoch zu schlecht bezahlt werden und es kein Bafög gibt, tei-
len sich viele Studenten die Räume zu zweit oder zu dritt. Acht oder zehn Be-
wohner in einem Vierzimmerhaus sind keine Seltenheit. In den Hochhäusern
der Innenstadt von Sydney können gar bis zu 24 Personen in einer 3-Zimmer-
Wohnung leben. Eine Studentin, die ich besuchte, schlief auf einem schmalen
Feldbett im einzigen Badezimmer des Hauses. Viele junge Backpacker in Syd-
ney leben und arbeiten unter gleichen Bedingungen. Diese Praxis wird toleriert,
obwohl die überfüllten Häuser und Wohnungen gegen sämtliche Sicherheits-
und Brandschutzbestimmungen verstoßen. In der Nähe der Unis oder auch nur
des schlecht organisierten öffentlichen Nahverkehrs gibt es einfach keine ande-
ren erschwinglichen Mietwohnungen.
Wer den australischen Traum vom Leben in einem eigenen Haus mit Garten
und Tieren in herrlicher Natur leben möchte, muss in Sydney viel Geld ausge-
ben oder weit aus der Stadt hinausziehen. Viele Sydneysiders arbeiten ihr Le-
ben lang hart, um horrende Hypotheken zuzüglich zu Darlehen für Berufsaus-
bildung oder Universitäten abzuzahlen. Dennoch wollen die meisten Menschen,
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