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von ihrem heutigen Wahrzeichen begeistert. Das innovative, idealistische, vi-
sionäre Design des jungen dänischen Architekten Jørn Utzon erschien vielen
Australiern vor 40 Jahren »fremd und monströs«, erinnert sich der Architekt
und Dekan an der Universität von New South Wales, Professor Alec Tzannes.
Ein Komitee internationaler und australischer Architekten hatte Utzons revo-
lutionären Entwurf 1957 aus über 200 Entwürfen für ein Opernhaus in Sydney
ausgewählt. In Australien war das, meint Tzannes, »eine Zeit des großen Op-
timismus, ein Zeitpunkt in unserer Geschichte, zu dem ein Mensch mit außer-
gewöhnlicher Vorstellungskraft und Fantasie ein Baukunstwerk ersinnen konn-
te, wie man es vorher noch nie gesehen hatte«. 1959 begannen die Arbeiten
am Opernhaus. Das revolutionäre Design brachte Probleme mit sich. Jørn Ut-
zon und sein Team mussten viele Bautechniken erst neu entwickeln. Das wurde
teuer. Die Regierung wechselte. Sparzwang und Misstrauen lösten Pioniergeist
und Enthusiasmus ab. Utzon sollte sein Design verändern. Der Architekt ver-
weigerte Kompromisse, kündigte und verließ Sydney. Studenten, Architekten,
Künstler und Intellektuelle demonstrierten gegen seine »Vertreibung durch die
Politiker«.
Utzon hat sein Kunstwerk nie vollendet gesehen. Andere Architekten führten
den Bau weiter. Am 20. Oktober 1973 wurde das Sydney Opera House von Kö-
nigin Elisabeth II. feierlich eröffnet. Der Anblick der glitzernden weißen Kera-
miksegel des neuen Bauwerks zwischen Meer, Hafenbrücke und Botanischem
Garten verschlug selbst Kritikern den Atem. Das Opernhaus unterstrich die na-
türliche Schönheit des Hafens der Stadt, als ob Sydney »nur darauf gewartet
hätte, dass dieses wunderbare Objekt erschien, um seinen Platz einzunehmen«,
wie der Schriftsteller David Malouf auf der Todesfeier für Utzon im März 2009
sagte. Das radikale, moderne Baukunstwerk transformierte das Image Sydneys
»von einer Provinzstadt in die internationale Metropole eines weltoffenen Lan-
des«, meint Professor Tzannes.
Doch es gibt Probleme. Die Akustik des Opernhauses ist verbesserungsbe-
dürftig, der Orchestergraben viel zu klein. Manche Musiker sitzen bis zu sechs
Meter weit unter der Bühne. Die Streicher müssen aufpassen, dass sie ihren
Nachbarn nicht den Ellbogen in die Rippen stoßen. Die Blechbläser müssen
hinter einer Trennwand untergebracht werden, weil die Kollegen direkt vor ih-
nen sonst nichts mehr hören können. Die Opernbühne ist zu klein. Wird dort
ein Ballett aufgeführt, müssen Helfer in den Kulissen stehen, um die Tänzer, die
die Bühne im Sprung verlassen, aufzufangen - bevor sie in eine Wand laufen.
Ganz große Oper ist ausgeschlossen.
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