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etwas Dunkles im Wasser: »Delfine.« Begeistert recken wir die Hälse, bewun-
dern die schlanken Körper, die zwischen den Surfern auftauchen, in die Wellen
gleiten, sich mit einem Salto rückwärts ins Wasser klatschen lassen. Hitze, Är-
ger im Büro, Probleme mit den Kindern oder mit der Arbeit an der Uni, alles
ist vergessen, weggewaschen im kühlen Meerwasserpool, 24 Minuten vom Zen-
trum einer 4-Millionen-Stadt.
Rund vier Fünftel aller Australier leben an den Küsten des Kontinents ent-
lang einer endlosen Kette von Stränden. Sydney, Melbourne, Adelaide, Perth,
Darwin und Brisbane sind Hafenstädte oder liegen an Flussmündungen nahe
dem Meer. Nur die kleine Hauptstadt Canberra sitzt auf dem Trockenen.
Im Frühjahr, Sommer oder Herbst verbringen die meisten Australier einen
Großteil ihrer Freizeit am Strand, in Pools oder beim Sport und bei Picknicks
in großzügigen Parks. Sonntags kann man am frühen Morgen oft ein seltsames
Bild beobachten: Horden von Kindern und Jugendlichen in Badesachen mit
identischen langärmeligen T-Shirts, dicker Zinksonnenschutzcreme auf den
Nasen und seltsam gestreiften Käppis marschieren Störchen ähnlich im Gleich-
schritt den Sandstrand entlang, rennen um die Wette, werfen sich bei der Jagd
nach einem kleinen Stock in den Sand und rasen in die Wellen. Ältere Jugend-
liche haben Surfboards dabei, paddeln in Gruppen eifrig hinter einem Trainer
her hinaus ins Meer um Bojen herum und reiten die Wellen zurück. Die meisten
Eltern sitzen derweil im Schatten am Strand, trinken Kaffee, essen ein Muffin,
Croissant oder Sandwich und lesen die Zeitung. Andere helfen den kleineren
Kindern.
Die Kinder oder Nippers sind der Nachwuchs für die in Australien hoch an-
gesehenen Lifesavers , die die populärsten Badestrände des Landes bewachen.
Die freiwilligen Lebensretter, die zahlreiche Kurse absolvieren und körperlich
fit sein müssen, ergänzen eine viel kleinere Zahl festangestellter Lifeguards . Ihr
Verband wurde 1907 gegründet, als die Australier das Strandleben entdeckten,
aber viele noch nicht schwimmen gelernt hatten. Heute gibt es 307 verschiede-
ne Lifesaving Clubs mit fast 160 000 Mitgliedern, von denen viele ihre Woche-
nenden opfern, um schwache Schwimmer aus den Wellen zu retten, erste Hilfe
bei Quallenbissen und Kratzern zu leisten, Seeigelstacheln aus Füßen zu entfer-
nen, Haie zu vertreiben und Kindern das Schwimmen im Meer beizubringen.
Außerdem nehmen sie an spektakulären Wettkämpfen zwischen den Clubs teil,
in denen die Lifesavers mit hölzernen Rettungsbooten über die tosende Bran-
dung reiten, um die Wette schwimmen, surfen und rennen. Doch im Alltag nut-
zen die Lebensretter eine modernere Ausrüstung: motorisierte Surfskis, schnel-
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