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Leben in der City
Sydney
Sommer. Das Thermometer zeigt um 16.30 Uhr immer noch 39 Grad im Schat-
ten an. Der Himmel ist stahlblau. Es weht ein trockener, heißer Wind, der eher
an einen Umluftherd als an eine kühle Brise erinnert. Meine Tochter kommt er-
hitzt von der Uni. Auch im Haus ist es zu warm. »Ladies Pool«, stöhnt sie. Wir
ziehen Sandalen und Badesachen an, packen ein Handtuch und wandern zum
Meer. Das glitzernde Blau wirkt wie ein Magnet. Überall um uns herum gehen
Menschen zum Strand. Wir biegen ab zu unserem kleinen Paradies, einem ver-
steckten Rockpool im Halbschatten gelbbrauner Klippen, und grüßen die beiden
Damen, die im Eingangsraum an einem kleinen Tisch Tee trinken. Die Felsen
und kleinen Grasflächen sind mit Badetüchern und Taschen bedeckt. Vom na-
türlichen Felsenpool tief unter uns steigt ein fröhliches Gemurmel auf. An den
Klippen hinter der Außenmauer des Beckens brechen sich die Wellen. Ab und zu
schlägt eine bis in den Pool.
Wir steigen die steile Treppe hinab. Die Stufen sind feucht und kühl. Ein Da-
me mit zum Kopftuch gestylter Badekappe, schwarzem Badeanzug und golde-
nem Davidsstern kommt uns entgegen. Sie lächelt: »Das Wasser ist herrlich!«
Vorsichtig lassen wir uns in das Wasser gleiten. Es ist wunderbar kühl. Ich tau-
che tief unter. Als ich wieder auftauche, mir Salz und Wasser aus den Ohren
schüttele, strahlen mich Dutzende Frauengesichter an. »Ist es nicht wunder-
bar?«, »Herrlich, nicht?«, »Ich bin direkt aus dem Büro hierher gekommen.«
Wir suchen uns einen Platz am breiten, mit Algen bewachsenen Beckenrand.
Die Frauen rücken bereitwillig zur Seite. Wir schweben im Wasser, die Köpfe auf
dem Beckenrand ruhend. Seelig. Total entspannt. Im Bikini, im T-Shirt, Badean-
zug, triefender Burka oder im Burkini, einem extra für streng muslimische Frau-
en geschneiderten Badeanzug mit Kopfbedeckung (eine australische Erfindung).
Rundherum höre ich die verschiedensten Akzente. Eine Frau zeigt aufgeregt auf
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