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worden: die Rückkehr in ihr Heimatland oder eine mögliche Ansiedlung in
Papua-Neuguinea nach einer ungewissen Wartezeit. Ansiedlungsmöglichkeiten
in Drittländern wurden ausdrücklich ausgeschlossen.
Nach Australien, das wurde den Asylsuchenden klargemacht, kämen sie auf
keinen Fall. Da waren sich die großen Parteien, die Mehrheit der Bevölkerung
und fast alle Medien in Australien einig. Nur die Grünen und die Kirchen pro-
testierten, aber ohne großen Erfolg. In Nauru und Manus Island kam es darauf
Anfang 2014 zu Unruhen. Ein 23-jähriger Mann aus dem Iran kam dabei ums
Leben. Ein anderer Asylbewerber wurde in den Rücken geschossen, 77 weitere
teils schwer verletzt. Wie es dazu kam, wer schoss, ob eine berüchtigte Sonder-
einheit der PNG-Polizei in den Vorfall verwickelt war, ob Asylbewerber ausbra-
chen oder ob einheimische Dorfnachbarn in das Camp eindrangen, blieb lan-
ge ungeklärt. PNG und Australien kündigten Untersuchungen an. Doch es ist
schwer, unabhängige Informationen aus Manus Island oder anderen Lagern für
Asylbewerber zu bekommen. Medien wird der Zugang zu den Bootsflüchtlingen
unmöglich gemacht - zum »Schutz der Lagerinsassen«, sagt die australische
Regierung.
Die UN-Menschenrechtskommission verurteilte die Unterbringung der Asyl-
bewerber in geschlossenen Lagern und verwies die Australier darauf, dass sie
nach internationalem Recht dazu verpflichtet seien, die Menschenrechte von
Asylbewerbern zu schützen. Die australischen Grünen, engagierte Anwälte,
Flüchtlingsorganisationen, Protestbewegungen und die Kirchen forderten eine
genaue, unabhängige Untersuchung der Gewalt, eine Schließung der australi-
schen Lager in den armen Nachbarländern und den Rücktritt des Einwande-
rungsministers Scott Morrison. Doch Premierminister Tony Abbott ließ sich
so leicht nicht erweichen: »Wir lassen uns nicht moralisch erpressen.« Er ver-
teidigte den Mann, der für ihn die politische Schmutzarbeit erledigen musste:
»Für diesen Job braucht man keinen Weichling, sondern einen starken Mann
mit Anstand.« Die Abschiebung der »illegal an unseren Küsten auflaufenden
Asylbewerber« an Lager in armen Ländern, so das Argument der australischen
Politiker, rettet in Wirklichkeit Leben. Das abschreckende Beispiel der Men-
schen in Manus Island und auf Nauru soll weitere Asylbewerber davon abhal-
ten, »ihr Leben und das ihrer Kinder zu riskieren« und sich in die wackeligen
Boote der Menschenschmuggler zu setzen, die in der Vergangenheit für Hun-
derte zur Todesfalle wurden.
Umfragen ergeben immer wieder, dass eine große Mehrheit der Australier
diese Politik unterstützt. Darunter sind viele Menschen, die selbst einmal als
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