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White Australia
Die Immigration nach Australien begann mit englischen, schottischen und iri-
schen Sträflingen, begleitet von Soldaten und Offizieren, die man im britischen
Empire auch gern loswerden wollte. Dies war kein vielversprechender Anfang.
Doch dann landeten die ersten freien Siedler, Lutheraner aus Deutschland zum
Beispiel, die in Australien eine neue Zukunft aufbauen wollten. Während des
australischen Goldrauschs kamen Amerikaner, Chinesen und andere Einwan-
derer aus Asien dazu.
Ende des 19. Jahrhunderts sorgten die Besitzer der neuen Zuckerrohrplanta-
gen in Queensland für die Immigration Zehntausender Arbeiter aus dem Süd-
pazifik. Die rasch steigende Zahl von Einwanderern, die nicht aus Großbritan-
nien stammten, erschreckte die königstreuen Kolonialisten, deren erklärtes Ziel
es war, einen Vorposten »britischer Zivilisation und des britischen Weltrei-
ches« in Australien zu errichten. Eines der ersten Gesetze des 1901 neu gegrün-
deten australischen Bundesparlaments war die »Immigration Restriction Bill«,
die die Einwanderung nach Australien auf weiße Europäer beschränkte.
Dies war der Beginn der White Australia -Politik, die von beiden großen Par-
teien im australischen Parlament getragen wurde. Der spätere Premierminis-
ter Australiens, Alfred Deakin, ein aufrechter Konservativer, versprach bei der
Einführung des Gesetzes, dass es dabei um die Bewahrung des nationalen (bri-
tischen!) Charakters, das »Erbe der Freiheit« und die nationale Zukunft ge-
he. Der Vorsitzende der linken Labour Party stimmte der Vision eines »weißen
Australiens« enthusiastisch zu. Er sah in dieser Politik eine Vorbedingung für
die Entwicklung eines neuen, hohen Lebensstandards für die Arbeiterklasse, da
der Import billiger Arbeitskräfte aus Asien und dem Südpazifik beendet werde.
Die Zeitung The Bulletin pries Australien als die einzige »rein weiße Nation au-
ßerhalb Europas«.
Die Ureinwohner Australiens wurden in der Diskussion von allen völlig igno-
riert. Neuankömmlinge mussten sich nun einem Diktat in einer europäischen
Sprache unterziehen - meistens Englisch. Dieser Test galt noch bis 1958 und
wurde gezielt gegen unerwünschte Einwanderer und Besucher eingesetzt. Der
berühmteste Fall war der Rechtschreibtest des deutsch-tschechischen Repor-
ters Egon Erwin Kisch. Der jüdische Kommunist und Pazifist musste mit seiner
Familie vor den Nazis fliehen. 1934 wurde er zu einer internationalen Konfe-
renz der Friedensbewegung in Melbourne eingeladen. Doch die australische Re-
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