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großer Ruhm bei der Verteidigung der
Stadt zu. Zahlreiche Restaurierungen
fanden über die Jahrhunderte statt, so-
dass eine perfekt positionierte Vertei-
digungsanlage geblieben ist, die aller-
dings im 19. Jahrhundert an Wert ver-
lor, da erstens Stadt und Hafen keine
Gefahr mehr von See drohte und
zweitens in modernen Kriegen Festun-
gen allenfalls eine untergeordnete Rol-
le spielten.
Im 17. und 18. Jahrhundert hatte die
Stadt aktiven Anteil an der Verteidi-
gung Frankreichs. Bis ins späte 19.
Jahrhundert waren Tropéziens (die Be-
wohner von St. Tropez) in Schiffbau
und Seefahrt aktiv, sie trieben Handel
rund ums Mittelmeer. Wer hier als
Seemann oder Navigator ausgebildet
worden war, genoss großes Ansehen
- sowohl in der Handelsschifffahrt als
auch in der Kriegsmarine. Bekannt
sind u.a. Pierre-André de Suffren (1729-
1788), der Generalleutnant auf der
„Royale“ und ein guter Freund von
Louis XVI. war, sowie General Allard
(1785-1836), ein Stabsoffizier Napo-
leons, der nach Waterloo in Ungnade
fiel, nach Indien auswanderte, dort für
einen Sikhprinzen ein Heer aufbaute,
dessen Nichte heiratete und mit ihr
nach St. Tropez zurückkehrte.
Im 19. Jahrhundert, mit dem Zeital-
ter der Dampfschifffahrt, verblasste
die Bedeutung der Stadt zusehends.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wa-
ren nur noch 200 Schiffseigner hier
registriert.
Zwischen den Weltkriegen erlebte
der Ort eine leichte Blüte, denn einer-
seits wurden hier Torpedos herge-
pez. In den Sommermonaten füllten sich
die Gassen des ansonsten ruhigen und be-
schaulichen Ortes mit Menschenmassen
aus Paris und anderen Großstädten. Alle
wollten den Ruhm der Stadt genießen und
einen Blick auf die international bekannten
Stars erhaschen. Und die waren Trendset-
ter. Sie fanden es unnötig, sich beim Stadt-
bummel ordentlich zu kleiden, und so
shoppten plötzlich zahlreiche hübsche
Mädchen in ihren Bikinis, die übrigens in
St. Tropez immer wieder ihre ersten und
spektakulärsten Auftritte hatten. Angeblich
soll der Monokini hier erfunden worden
sein. Brigitte Bardot schlenderte einst bar-
fuß über das Pflaster und löste damit eine
wahre Welle aus.
Wer Rang und Namen hatte, sei es durch
Geld oder Adelstitel, war hier zu finden
und wurde gefunden, da die internationale
Presse schon damals großes Interesse an
Prominenten hatte und möglichst viele
hautnah erleben wollte. Im Hafen und in
den Restaurants tummelten sie sich vom
Nachmittag bis zum frühen Morgen. Und
die echten Gendarmen hatten zu tun, denn
im Gefolge dieser Glitzerwelt gab es zahl-
reiche Skandale.
All dies festigte den Ruf der Stadt umso
stärker und hält bis heute an. Wer auf sich
hält, kleidet sich auffällig, denn auffallen ist
hier für viele ein Muss. So genießen die
Schönen und Reichen dieser Welt immer
noch den Nachmittag an Deck ihres Schif-
fes im kleinen Hafen, so schlendern Be-
rühmtheiten immer noch gern durch die
Boutiquen in den schmalen Gassen und sit-
zen Filmstars wie Mario Adorf nach wie vor
gern in einem Café an der Place des Lices,
schauen dem Boule-Spiel zu oder parlieren
mit Freunden. Ein Treffpunkt ist seit damals
erhalten, das Hotel Byblos und die dazu-
gehörige Disco Les Caves du Roy.
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