Travel Reference
In-Depth Information
Es werden hier überwiegend eu-
ropäische Schildkröten gehalten, so
z.B. die Östliche Griechische Land-
schildkröte (Testudo hermanni boett-
geri), die entgegen ihrem Namen auch
in Frankreich beheimatet ist. Außer-
dem leben hier Breitrandschildkröten
(Testudo marginata) aus Südgriechen-
land, Steppenschildkröten (Testudo
horsfieldi) aus der Gegend des Kaspi-
schen Meeres und Mittelasiens und
Pantherschildkröten (Geochelone par-
dalis) aus Ostafrika. Auch die heimi-
sche Europäische Sumpfschildkröte
(Emys orbicularis) wird hier gezüchtet,
ebenso wie die an der spanischen
Grenze in Restbeständen lebende
Maurische Sumpfschildkröte (Maure-
mys leprosa). Beide Arten werden al-
lerdings strikt voneinander getrennt
gehalten, um Verbastardisierungen zu
vermeiden. Hinzu kommen Tiere von
Korsika (Testudo hermanni hermanni),
enge Verwandte der Griechischen
Landschildkröte, und Exemplare aus
ehemaligen französischen Kolonien,
so etwa die Spornschildkröte aus
dem Senegal (Geochelone sulcata),
die mit bis zu 100 Kilogramm Gewicht
eine der größten Landschildkröten der
Welt ist .
Alle Tiere werden intensiv studiert
und man ist bemüht, stets reichen
Nachwuchs zu produzieren. Dazu die-
nen mehrere Brutstationen und Inku-
batoren. Die 1985 gegründete Station
hat auch zahlreiche Lehrmaterialien
zur Hand. Beim Rundgang verfolgt
man an verschiedenen Stationen das
Leben der Tiere vom Ei bis zum Er-
wachsenenalter, erfährt viel über die
Nahrungsaufnahme reduziert. In den letz-
ten Tagen vor der Ruhe laufen sie nur noch
träge umher und setzen restlichen Kot mit
Schlackestoffen ab, um den Darm von Gif-
ten zu reinigen.
So beschaulich die Tiere normalerweise
leben, so heftig ist ihr Liebesspiel. Das
Männchen folgt dem Weibchen, rammt
ihren Panzer und beißt wiederholt in ihre
Vorderbeine, um sie dazu zu bewegen, den
Kopf und die Vorderbeine einzuziehen. So
knickt das Tier vorn ein und präsentiert die
Kloakenöffnung, die Paarung kann stattfin-
den. Landschildkröten sind während der
Aktivitätszeit ständig paarungsbereit, auch
bis in den Herbst hinein. Die Männchen
geraten dabei in so heftige Erregung, dass
man in Gefangenschaft schon „Paarungen“
mit Schuhen und anderen einem Schildkrö-
tenpanzer ähnelnden Gegenständen beob-
achten konnte. Diese heftigen Verhaltens-
weisen ließen die Tiere in Asien zu Symbo-
len der Liebeskraft werden.
War die Begattung erfolgreich, so
kommt es im Normalfall im Juni oder Juli
zur Eiablage. Das Weibchen sucht lockere
Erde, um eine Grube auszuheben. Mit dem
Sekret ihrer Analdrüsen wird das Erdreich
aufgeweicht, was das Graben erleichtert.
Anschließend legt es ca. zwölf Eier hinein,
das Ausbrüten übernimmt die Sonne. Bei
geeigneten Temperaturen und früher Lege-
zeit schlüpfen die etwa vier Zentimeter lan-
gen Jungtiere im Herbst, bei ungünstigen
klimatischen Verhältnissen, später Eiablage
oder in den nördlichen Verbreitungsgebie-
ten erst im folgenden Frühjahr.
Leider waren Landschildkröten von den
60er bis 80er Jahren des letzten Jahrhun-
derts derart beliebte Haustiere, dass sie fast
ausgestorben sind. Frei lebende Tiere ste-
hen unter strengem Naturschutz! Findet
man in der Region verletzte Exemplare,
kann man sie zur Schildkrötenstation bei
Gonfaron bringen. Ansonsten sollte man
die Tiere nur beobachten, aber auf keinen
Fall anfassen.
Search WWH ::




Custom Search