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Der Klang von Wiesen und Buschwerk - Zikaden
Wanderungen durch Haine oder ruhige
Abende vor dem Haus sind im Mittelmeer-
gebiet kaum ohne das Zirpen der Zikaden
denkbar. Man hört die Geräusche meist
aus Bäumen und Buschwerk. Doch so all-
gegenwärtig die Laute sind, so schwierig ist
es, ihre Erzeuger zu beobachten. Kaum
wendet man sich in die Richtung, aus der
das Geräusch kommt, und nähert sich der
Quelle, verstummt es auch schon, um kurz
darauf anderswo zu ertönen. Fast eine Ge-
schichte wie „Hase und Igel“!
Biologisch-systematisch betrachtet, han-
delt es sich bei den entfernt mit den Grillen
verwandten Zikaden (frz.: cigales, lat.: Au-
chenorrhyncha ) um Fluginsekten der Ord-
nung Schnabelkerfe und der Unterordnung
Pflanzensauger. Zu dieser Unterordnung
gehört u.a. die Familie der Zikaden, zu de-
nen wiederum die Singzikaden gehören.
Letztere sind in der Lage, die typischen
schnarrenden Geräusche zu erzeugen. Ih-
re Verbreitung erstreckt sich über weite Tei-
le der Erde, bevorzugt aber klimatisch war-
me Gegenden. So kommen denn Singzika-
den im Süden Deutschlands vor, leben in
Nordamerika und den Tropen, sind aber
am häufigsten im Mittelmeergebiet ver-
breitet.
So beliebt die Tiere bei Urlaubern auch
sein mögen, so unbeliebt sind sie bei den
Landwirten, denn im Verlauf ihrer Entwick-
lung können sie zu echten Schädlingen
werden. Die weiblichen Tiere legen ihre Ei-
er mit einem gut ausgeprägten Legebohrer
tief in verholzte, oberirdische Pflanzenteile
hinein. Sobald die Larven geschlüpft sind,
wandern sie an der Pflanze entlang in den
Boden, setzen sich hier an die Wurzeln und
beginnen zu saugen. Massive Grabschau-
feln an den Vorderbeinen befähigen die
Larven zur perfekten Fortbewegung im
Erdreich. Da die Tiere eine extrem lange
Larvenzeit durchlaufen, ist auch die Schädi-
gungszeit für die Pflanzen entsprechend
lang. Am extremsten ist dies bei der ameri-
kanischen Magicicada septendecin oder
Siebzehnjahr-Zikade ausgebildet. Im Süden
der USA benötigt diese Art 13 Jahre, um
von der Larve zum Vollinsekt heranzu-
wachsen, im Norden sogar 17 Jahre (zum
Vergleich: Der Maikäfer entwickelt sich in
nur etwa drei bis vier Jahren).
Nach dieser langen Phase der Reifung
folgen für das erwachsene Tier nur noch
wenige Wochen des Lebens. Es geht nur
noch um die Vermehrung, d.h. die Erhal-
tung der Art. So bleibt denn auch während
dieses vier bis sechs Wochen währenden
Lebensabschnittes keine Zeit für die Nah-
rungsaufnahme. Stattdessen gilt es für die
Männchen, möglichst viele Weibchen an-
zulocken und zu begatten. Dazu dienen
die Laute, die bei fast allen Zikaden nur von
Männchen erzeugt werden. (Bei den Ar-
ten, bei denen beide Geschlechter Laute
erzeugen, ist die Frequenz für das mensch-
liche Gehör nicht wahrnehmbar.) Diese Ei-
genart war schon im alten Griechenland
bekannt und ließ Philosophen zu der Über-
zeugung gelangen: „Glücklich sind die Zi-
kaden, denn sie haben stumme Weiber.“
Zikaden als Souvenir
 
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