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begannen mit dem Beschuss des Fort San
Elmo. Die Schiffe sollten dann im Schutz
des eroberten Forts auf der anderen Seite
des Grand Harbour (Marsamxett) ankern
und die Versorgung sicherstellen. De la Va-
lette hatte Kampf bis zum letzten Mann be-
fohlen, um Zeit für die Vorbereitung auf
den Hauptangriff gegen San Angelo zu ge-
winnen. San Elmo, von einer kleinen Garni-
son besetzt, wurde ununterbrochen bom-
bardiert und nach 31 Tagen, am 23. Juni,
unter hohen Verlusten im Sturm erobert.
Beide Seiten gingen mit äußerster Grau-
samkeit vor: Die Türken enthaupteten die
toten Ritter, nagelten sie auf Kreuze und
ließen die Leichname nach San Angelo trei-
ben. De la Valette revanchierte sich mit der
Enthauptung aller Gefangenen und ließ die
Köpfe mit Mörsern in das türkische Lager
schießen.
Anfang Juli begann der Beschuss von
Birgu, dem mehrere erfolglose land- und
seeseitige Anstürme folgten. Am 7. August
hatten die Türken bereits eine Bresche in
die Verteidigungslinien von Senglea ge-
schlagen und standen kurz vor dem Sieg,
als sie zurückbeordert wurden - ein Ent-
satzheer aus Europa sei eingetroffen und
habe das Lager vernichtet. Die Türken zo-
gen sich eiligst ins Lager zurück, und
Mustafa Pascha bemerkte zu spät, dass le-
diglich eine Hand voll Kavalleristen aus
Mdina einen unbedeutenden Ausfall ge-
wagt hatten - Senglea war vorerst gerettet.
Mustafa ließ Birgu nun Tag und Nacht
beschießen, der Kanonendonner soll noch
in Sizilien zu hören gewesen sein. Am 18.
August brach die Mauer des Poste de Cas-
tille zusammen, die Türken stürmten hin-
auf, und unter den Verteidigern schien Pa-
nik auszubrechen. Der greise de la Valette
selbst eilte mit einer Hand voll Ritter an die
bedrohte Stelle und schlug die Angreifer
wie ein Berserker unter schweren eigenen
Verwundungen zurück.
Die zweite Augusthälfte brachte beiden
Seiten die Hölle. Im türkischen Lager bra-
chen, bedingt durch große Hitze und von
den Rittern verseuchte Brunnen, Krankhei-
ten und Seuchen aus. Die Verteidiger hat-
ten kaum noch Munition und waren mit
den Kräften am Ende - es gab kaum je-
manden, der noch keine Verletzung erlitten
hatte.
Mustafa verstärkte den Beschuss weiter
und wollte um jeden Preis vor Einbruch der
Regenzeit die Entscheidung herbeiführen,
doch die Moral seiner Truppen war bereits
empfindlich getroffen, die Verluste un-
glaublich hoch. De la Valette hatte fortwäh-
rend Botschaften über Sizilien an die euro-
päischen Regenten mit Bitte um Unterstüt-
zung gesandt, und am 6. September fuhr
tatsächlich ein spanisches Entsatzheer
von 7000 Mann auf Malta zu.
Die Nachricht allein genügte, um die Tür-
ken zum Abzug zu bewegen: Am Morgen
des 8. September stachen die geschlagenen
Truppen überstürzt in See. Angesichts der
größten Niederlage, die den Truppen von
Sultan Suleyman dem Prächtigen je beige-
bracht worden war - nur ein Drittel des
Heeres kehrte zurück - schwor dieser, er
selbst werde im Folgejahr die endgültige
Vernichtung der Johanniter leiten.
Ungeachtet der Jubelfeiern in ganz Eu-
ropa wusste de la Valette um diese Gefahr.
Er wusste auch, dass bis zur Fertigstellung
Vallettas und dem Wiederaufbau der Bas-
tionen am Grand Harbour Jahre vergehen
würden und Malta einem erneuten Angriff
nicht würde standhalten können. Er ließ da-
her die großen Pulverkammern von Kon-
stantinopel durch Spione sprengen, was
die im Aufbau begriffene türkische Armee
erheblich zurückwarf. Nach dem Tod Suley-
mans 1566 wurden die Angriffspläne ver-
worfen, die Gefahr war damit zunächst ge-
bannt.
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