Travel Reference
In-Depth Information
Großmeister Jean de Villiers nach Zypern
zurück, wo die Ordensgemeinschaft etli-
che Ländereien und eine Burg besaß. Dort
reorganisierte sich der Orden, war aber nur
geduldet und ohne eigenes politisches Ter-
ritorium.
Die Möglichkeit zur Erlangung eines ei-
genen und eigenständigen Gebietes ergab
sich 1306, als der Statthalter von Rhodos
dem byzantinischen Regenten die Gefolg-
schaft kündigte und der Papst Rhodos als
abtrünnig und somit „frei“ erachtete. Mit
Hilfe des Piraten Vignoli aus Genua wurde
Rhodos drei Jahre lang belagert, ehe es
den Johannitern im August 1309 gelang,
den Widerstand zu brechen.
Auflösung des rein militärischen Temp-
lerordens 1312 wegen angeblicher Vereh-
rung der mysteriösen Gottheit Baphomet,
womit per päpstlichem Dekret alle Temp-
ler-Besitztümer an die Johanniter fielen. All-
mählich wurde von den alten, strengen Or-
densregeln abgewichen, die Ordensritter
genossen sichtlich das Leben.
Militärisch wurden Rhodos und die Jo-
hanniter durch den Ausbau zur Seemacht
(Bau der berühmten Kriegsgaleeren) selbst
von den Türken gefürchtet. Siege zu See
gegen türkische Flotten folgten.
Nach einer längeren Phase der geringen
Bedrohung stießen die Türken Mitte des
15. Jh. in einer groß angelegten Offensive
(1453 Eroberung Konstantinopels und En-
de Ostroms) bis nach Südosteuropa vor.
Die Johanniter erwarteten jederzeit einen
Angriff auch auf Rhodos.
Am 27. Juni 1480 begann der Großan-
griff einer erdrückenden Übermacht, der
wie durch ein Wunder abgewendet wer-
den konnte. Das für die Johanniter wichti-
ge Ergebnis war, dass ganz Europa den Or-
den nun als Vorposten des Abendlandes
gegen die Türken betrachtete und Hilfsgü-
ter nach Rhodos strömten.
Obwohl Rhodos-Stadt zu einer der
mächtigsten Festungen der damaligen Welt
ausgebaut wurde, hielt es dem nächsten
Angriff der Türken nicht mehr stand: 1522
mussten die Johanniter unter dem Groß-
meister L'Isle Adam kapitulieren, konnten
aber den freien Abzug aller Ritter und Ein-
wohner aushandeln.
Anfang Januar 1523 zog eine kleine Flot-
te der Ritter nach Messina und Viterbo (bei
Rom). Verblieben waren die persönlichen
Waffen, einige Wertgegenstände und Reli-
quien wie z. B. die Hand des Hl. Johannes.
Vor L'Isle Adam lag eine schwere Aufgabe:
die Suche einer neuen Heimat vom provi-
sorischen Ordenssitz Viterbo aus.
Rhodos
Mit dem Einzug auf Rhodos 1309 besaß
der „Militärorden des Spitals des Hl. Jo-
hannes des Täufers von Rhodos, vormals
Jerusalem“ ein eigenes Staatsgebiet. Rund
um den Hafen wurde eine gigantische,
nach dem Vorbild der Burgen des heiligen
Landes entworfene Festung errichtet. An-
gesichts einer stets zu erwartenden türki-
schen Offensive wurde die Insel verteidi-
gungsfähig gemacht und die Organisati-
onsstruktur der Johanniter entwickelt, die
dann über Jahrhunderte beibehalten wer-
den sollte:
Der Orden ruhte auf acht Säulen, die
sich aus den wichtigsten „Zungen“ (=
sprachlich verwandte Landsmannschaften)
herauskristallisierten. Jeder Zunge stand
ein „Pilier“ vor, erwählt aus seiner Lands-
mannschaft. Der Ordensrat stand dem
mittels Wahlmännern gewählten Groß-
meister beratend zur Seite. Die Großmeis-
ter von Rhodos herrschten so über einen
zwar kleinen, aber den ersten multinationa-
len Staat Europas. Die Territorien auf dem
Festland (sogenannte Priorate, Ballayen
und Kommenden), die im Besitz, aber nicht
unter der politischen Hoheit der Johanniter
standen, wurden von delegierten Ordens-
rittern verwaltet.
Von entscheidender Bedeutung für die
weitere Existenz der Johanniter war die
 
Search WWH ::




Custom Search