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Die kleine Höhle am Ostende zwischen
beiden Etagen könnte eine Art Warteraum
(5) gewesen sein.
Auf der zweiten Etage zweigen vom Korri-
dor drei Räume nach Osten, Süden und Wes-
ten ab. Nach Osten schließt sich die Main-
Hall (Haupthalle, 11) an, hinter der mehrere
kleine, bienenwabenähnlich übereinander
gebaute Kammern (10) liegen.
Die steinerne Treppe (14) am Südende der
Haupthalle, neben dem Durchgang zum
Tempelraum führt abwärts zum 3. Stock -
Vorsicht Falle! Unter die siebente Stufe wur-
de eine 2,50 m tiefe Grube gegraben, ein nur
handbreiter Steg an der rechten Mauerseite
führt zu den Kammern dieses Stocks.
Die einzelnen Kammern (17) hier unten
waren ursprünglich nicht miteinander ver-
bunden, sondern durch 2 m hohe Wände ge-
trennt (der heutige Durchgang wurde für die
Besucher angelegt). Die Mutmaßungen über
den Zweck dieses Stockwerks reichen von
Vorratskammer über Meditationszentrum
bis hin zu sakraler Schatzkammer der Jung-
steinzeit.
Wieder im 2. Stock liegen am westlichen
und südwestlichen Ende des Korridors zwei
weitere Kammern. Zum einen die in Steinzeit-
tempeln häufig anzutreffenden Orakelkam-
mer (13), in der die Priesterin in abgeschie-
dener Meditation eine Weissagung erfuhr.
Zum anderen die so genannte Acoustic
Hall (3), so bezeichnet nach einem kleinen
Erker, aus dem sich bei Hineinsprechen das
Echo bis in die Haupthalle entfaltet.
Die übrigen Nebenräume (1) der Akustik-
halle dienten vermutlich als Lagerräume.
Man gelangt von einem schmalen Durch-
gang der Haupthalle oder vom Südende des
Korridors aus in die Orakelkammer (13), ei-
nem leicht vertieften Vorraum zum Tempel-
raum (15).
In die linke Wand ist eine Grube (12) ein-
gelassen, in der die meisten Figuren der Anla-
ge (zu sehen im Nationalmuseum) gefunden
wurden. Die bedeutendste Fundfigur aus
dem Hypogäum ist die Schlafende Magna
Mater auf einer Steinbank (ausgestellt im Na-
tionalmuseum, Valletta).
Von der Haupthalle oder der großen Halle
aus erreicht man endlich den eigentlichen
Tempelraum mit sich anschließendem ver-
tieftem, bogenförmigem Opferraum (16).
Blutauffangschalen und Anordnung des Op-
feraltars deuteten auf Tieropfer-Rituale hin. Es
verwundert allerdings, dass sich im Gemäuer
Löcher - vermutlich für Befestigungsseile -
und keine Tierskelette, wohl aber Tausende
menschlicher Skelette befanden. Trotz der
einhelligen wissenschaftlichen Meinung, dass
es auf Malta keine Menschenopfer gab, muss
hinterfragt werden, ob Hühner tatsächlich
vor der Opferung gefesselt wurden!
Bevor sich der begeisterte Hobbyfor-
scher und Interessierte nun auf den
Weg nach Paola macht, muss leider
auf ein Problem hingewiesen werden:
Das Hypogäum zählt zu den unersetz-
lichen Relikten der jungsteinzeitlichen
Kulturen des Mittelmeerraumes. Was
im Schoße der Erde unentdeckt Jahr-
tausende unversehrt überdauert hat,
litt spürbar in nur wenigen Jahren
durch den modernen Tourismus.
Hauptsächlich die feuchte Atemluft
hat den Malereien, teilweise aber auch
der Bausubstanz so stark zugesetzt,
dass praktisch fortwährend Renovie-
rungsarbeiten anfallen.
Nach Jahren der Unsicherheit, ob
das Hypogäum jemals wieder der Öf-
fentlichkeit zugänglich sein würde
(die Atememissionen der Besucher-
ströme sowie das Licht beschädigten
die Artefakte teilweise nachhaltig), hat
man sich nunmehr auf einen - hof-
fentlich dauerhaften - Kompromiss
verständigt, mit dem „Zufallskund-
schaft“ verständlicher Weise außen
vor gehalten werden soll:
Außer an den maltesischen Feiertagen ist
das Hypogäum täglich geöffnet, wobei aus-
schließlich Führungen für jeweils zehn Perso-
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